: Israel verliert sein Gewicht
Israels Wünsche bleiben in Washington neuerdings unerfüllt/ An den Rand des Nahen Ostens gerückt ■ Aus Tel Aviv Amos Wollin
Israels Verteidigungsminister Mosche Arens ist mit den USA unzufrieden. Auf seiner Bittreise nach Washington kam ihm US-Verteidigungsminister Cheney nur wenig entgegen. Arens hatte verlangt, die jährliche US-Militärhilfe an Israel von 1,8 auf 2,5 Milliarden heraufzusetzen und Israel außerdem noch eine Milliarde zusätzliche Sonderhilfe im Zusammenhang mit der Golfkrise zu gewähren. Dies zusätzlich zu einer Lieferung moderner Waffensysteme und einer finanziellen Unterstützung, die es Israels Militärindustrie ermöglichen soll, modernste Waffen selbst zu produzieren. Dick Cheney kam jedoch nur der Bitte nach Waffenlieferungen entgegen und bewilligte die Lieferung von 15 Flugzeugen des Typs F-15A und F-15B, zehn Transporthubschraubern und zwei Batterien von „Patriot“-Raketen. Außerdem ist Washington bereit, die bereits existierenden Waffenlager in Israel, die den US-Truppen dienen, zu erweitern.
Die jüdische Lobby in den USA hatte Arens recht scharf kritisiert. Anstatt Israels Bedürfnisse „sachlich“ zu schildern, habe er nur Dollars verlangt, sagte die Israel-Lobby im Kongreß, AIPAC. Auch scheint der Zeitpunkt der israelischen Forderungen falsch, da die USA jetzt, wenn alles auf die Gewinnung arabischer Verbündeter gegen den Irak zielt, kein Interesse an einer demonstrativen Stärkung Israels haben können. Schließlich gibt es Meinungsverschiedenheiten über die Frage, ob die Golfkrise die Sicherheit Israels gefährdet oder nicht. Israel sagt ja, die USA meinen, die amerikanische Truppenanwesenheit biete auch Israel mehr Schutz — ein Argument, das Israel nur ungern hört.
Israels strategische Rolle für die USA ist nicht mehr dieselbe wie vor zwei Monaten. Früher lautete die Logik: Durch ein starkes Israel können die amerikanischen „Boys“ zu Hause bleiben. Heute können israelische Militärs die amerikanischen nicht mehr ersetzen, sondern müssen ihrem Aufmarsch zuschauen. Die amerikanische Strategie in der Golfkrise legt Israel besondere Zurückhaltung auf. Arabische Regierungen, die den US-Truppenaufmarsch fördern, werden hingegen reich belohnt. Mit der Golfkrise hat Israel seine zentrale Position in der Region verloren und ist bestenfalls noch an der Peripherie sichtbar. Dies ist natürlich nicht nach dem Geschmack der Schamir-Administration — aber wegen der Abhängigkeit von Washington kann sich Jerusalem eine Kritik buchstäblich nicht leisten.
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