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Kandidat der Grünen war Stasi-Mann

■ Nach Berichten in der Halleschen Zeitung gab Henry Schramm informelle Tätigkeit zu und stellte seine Ämter zur Verfügung

Halle (dpa/taz) — Der Zweitplazierte auf der Kandidatenliste der DDR-Grünen für die Bundestagswahl, Henry Schramm, hat zugegeben, jahrelang für die Stasi gearbeitet zu haben. Schramm, der auch Vorstandsmitglied ist, stellte am Montag seine Kandidatur und sein Amt zur Verfügung.

Die Angst vor Entdeckung habe ihn bisher schweigen lassen, sagte Schramm in einem Rundfunkinterview in Halle. Jetzt habe er jedoch seine Stasi-Mitarbeit nicht länger für sich behalten können und stelle sich nun der Verantwortung gegenüber seiner Partei, seinen Freunden und allen Umweltschützern in der DDR. Schramm wollte sich nicht zu der Behauptung der Halleschen Zeitung 'Neue Presse — Express‘ äußern, er habe den Parteigremien erklärt, die Stasi habe ihn aufgebaut, um die ökologische Bewegung zu unterwandern. Schramm versicherte, er habe in den Gesprächen mit der Stasi niemanden wissentlich belastet. Er sei gezwungen worden, Berichte für die Stasi zu schreiben. Dabei sei ihm auch Gewalt angedroht worden. Er versicherte, keinerlei Vergünstigungen für diese erzwungene Arbeit erhalten zu haben. Für ihn sei es wichtig gewesen, endlich damit Schluß zu machen.

Beim Vorstand der Grünen in Berlin hieß es gestern, Schramm habe letzte Woche zwei Mitgliedern privat zu verstehen gegeben, daß „etwas im Busche“ sei, nachdem er offenbar einen entsprechenden Tip aus dem Stasi-Untersuchungsausschuß in Halle erhalten hatte. b.s.

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