■ IM FOTOFORUM: VOLKER HINZ
: Sodom & Area

hierhin bitte das Foto

von dem Mann mit

Kamera

Volker Hinz

Wie glühheiß die Welt doch ist an manchen Stellen und doch noch knapp nicht durchgebrannt. Das Area in New York ist so ein Ort, wo immerzu ein Starkstrom von Irrsinn fließt, und Volker Hinz hat dort Fotos gemacht noch und noch, und das Fotoforum in der Böttcherstraße hat sich wieder einmal eine womöglich aufregende Ausstellung beschafft.

Da steht eine Mumie, in rußbeschmierte Binden gewickelt, daneben Zette, der Außerordentliche, als Kleopatra; ein bemalter Schwarzer grinst uns an, um den Hals eine Python gelegt, und hinten aus dem Schatten lugt großäugig ein Gast, ein Bummler, in diese Gefahr aus lauter Zeichen. Und überall wetterleuchten die Farben.

Ein 4000-Quadratmeter- Schuppen in der 157 Hudson Street, Lower Manhattan, bot jahrelang die verrücktesten Nächte New Yorks, in grellen, gesetzlosen Installationen, angereichert mit frechen Performances, blutigen Viecherteilen und knalligem Operettendekor. Dort fand sich die Kunst-und VIP- Szene wahnsinnig exzessös, und Zette, einer der Hauptakteure, mit bürgerlichem Namen Albert Joseph Bernhard III geheißen, feierte Triumphe. Etwa als Stephanus, fünf Stunden bewegungslos verharrend, von Klebepfeilen gespickt und blutend aus vielen simulierten Wunden.

Volker Hinz, 1947 in Hamburg geboren, lebt seit Ende der Siebziger in Amerika und macht dort große Illustriertenreportagen. Seine Bilder kommen vom Beäugen derer, die hier Menschenmaterial spielen, flanieren oder selber mustern, wie etwa der Erbprinz von Thurn & Taxis einen kettengefesselten Schwarzen. Die Szenerien sind mit vielen Bedeutungen so überlastet, daß sie brüllen; vielerlei Zeichen prasseln durcheinander, werden kurzgeschlossen und vernichten sich gegenseitig. Wir sehen Menschen an hermetisch abgeriegelten Orten der Verwandlung, wie sie die ganz leichte Gefahr genießen, nicht mehr herauszufinden.

Zur Eröffnung der Ausstellung heute abend um 22 Uhr ist erstens Volker Hinz selber anwesend und zweitens, bittesehr, Zette persönlich, der Performance-Mensch Albert Bernhard Joseph III., welcher an Ort und Stelle vorführen wird, was das Area, von wegen beständiger Grenzüberhüpfung, zum definitiven Hühnerstall der In-Crowd gemacht hat. schak