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Britisch-iranische Diplomatie

Die britische Regierung hofft auf die Freilassung der Geiseln im Libanon/ Das Todesurteil gegen Salman Rushdie bleibt bestehen/ Erstes Fernsehinterview des Autors seit Verhängung der „fatwa“  ■ Aus Dublin Ralf Sotscheck

Großbritannien und Iran haben die diplomatischen Beziehungen wieder aufgenommen. Die Botschaften in London und Teheran sollen noch im Oktober eröffnet werden, gaben die Außenminister beider Länder, Douglas Hurd und Ali-Akbar Velayati, am Donnerstag am Rande der UN-Generalversammlung in New York bekannt. Die Londoner Regierung hofft, daß dieser Schritt zur Freilassung des britischen Geschäftsmanns Roger Cooper, der im Iran wegen angeblicher Spionage angeklagt ist, sowie der beiden britischen Geiseln im Libanon, Terry Waite und John McCarthy, führt.

Die Beziehungen zwischen London und Teheran waren im Januar 1989 abgebrochen worden, nachdem Ayatollah Khomeini das Todesurteil, die „fatwa“, über den indisch- britischen Schriftsteller Salman Rushdie für dessen Satanische Verse verhängt hatte. Douglas Hurd bemühte sich jedoch seit seiner Amtsübernahme im Herbst vergangenen Jahres, über Drittländer — vor allem die EG-Staaten und Oman — mit der Regierung in Teheran ins Gespräch zu kommen. Seit dem Ausbruch der Golfkrise verstärkte London die Anstrengungen, da die britische Regierung mit dem Irak nun auch das letzte Land in der Region verloren hatte, zu dem sie noch diplomatische Beziehungen unterhielt. In einem Brief an den Tory-Abgeordneten Peter Blaker bezeichnete Hurd im August den Islam als „eine der großen Weltreligionen“. „Die britische Regierung oder Bevölkerung hat keinesfalls die Absicht, den Islam zu beleidigen.“ Man verstehe, daß Rushdies Buch eine schwere Beleidigung für Moslems darstelle. Iran akzeptierte den Brief als Erfüllung iranischer Bedingungen für eine Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen, gab ein Regierungssprecher in Teheran im August bekannt.

Für Salman Rushdie hat die britisch-iranische Einigung keine Auswirkungen. Irans Präsident Ali Akbar Rafsandschani sagte, die fatwa sei eine rein religiöse Angelegenheit. In seinem ersten Fernsehinterview seit Verhängung des Todesurteils sagte der Autor: „Es ist schwierig, im Fernsehen über Schmerz zu reden. Es geht mir gut. Tatsächlich ist es aber die Hölle gewesen. Es hat zum Bruch meiner Beziehungen zur asiatischen Bevölkerung in Großbritannien geführt. Ich habe die Welt, aus der ich kam, nie abgelehnt. Jetzt von ihr abgelehnt zu werden, ist furchtbar.“ Rushdie betonte, daß es keineswegs seine Absicht war, mit den Satanischen Versen Moslems zu beleidigen. Das Interview wird am Sonntag von dem unabhängigen Sender 'London Weekend Television‘ ausgestrahlt.

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