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Amis kanzeln Mainzer Landesregierung ab

Mainz (taz) — „Wie die Schuljungs werden wir behandelt.“ Ein Ministeriumsangestellter in Mainz bringt es anonym auf den Punkt: Die rheinland-pfälzische Landesregierung wird in Sachen Truppenabzug von den Amerikanern in beispielloser Weise vorgeführt. Neuer Höhepunkt ist der vom US-Hauptquartier in Heidelberg angekündigte Abzug weiterer Soldaten von den Airbases Spangdahlem, Bitburg und Hahn. Während die Meldung von den Nachrichtenagenturen schon in die Redaktion jeder Lokalzeitung getickert wurde, wußte man in Mainz von nichts. Journalisten erbarmten sich und stellten die Pressemitteilung des Heidelberger US-Hauptquartiers zur Verfügung.

Schon des öfteren hatte sich die Landesregierung um Ministerpräsident Carl-Ludwig Wagner (CDU) total blamiert. So mußte Wagner sich bei Gesprächen in den USA mit drittrangigen Regierungsvertretern begnügen, während sein hessischer Kollege Walter Wallmann medienwirksam Georg Bush traf. Die von Wagner mitgeführte „Prioritätenliste“ mit den Standorten, die aus Sicht der Landesregierung am ehesten aufgegeben werden sollten, hat Aussicht auf den Titel des größten Flops der Legislaturperiode. Kein einziger Standort wurde berücksichtigt. Ob solcher Demütigungen wird auch Mainz verbal unfreundlich: „Eine bodenlose Unverschämtheit“, schimpfte Wirtschaftminister Rainer Brüderle.

Besonders verärgert ist man in Rheinland-Pfalz auch deshalb, weil die Regierung im Land der Reben, Rüben und Raketen stets in Vasallentreue zu den noch so unverschämten Forderungen des Militärs gestanden hat. Gerade darin sehen einige aber die Ursache für die Behandlung: „Wir fahren jetzt die Ernte für jahrzehntelangen Devotismus ein“, dämmert es Landesbediensteten noch hinter vorgehaltener Hand. Thomas Krumenacker

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