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Wandert Udo Lattek aus?

■ Pech für west- und Glück für ostdeutsche Teams bei der Auslosung zur zweiten Europapokalrunde

Zürich (taz) —Großes Jubilieren beim 1. FC-Magdeburg nach der Auslosung zur zweiten Runde der drei europäischen Fußballwettbewerbe in Zürich: Im UEFA-Cup empfängt der Erstligaclub aus der Ex-DDR am 24.Oktober zu Hause Girondis Bordeaux und darf am 7.November zum Rückspiel in die französische Atlantikstadt. „Das ist unser Wunschgegner, wir sind zwar Außenseiter gegen diese europäische Spitzenmannschaft, aber nicht chancenlos“, erfreut sich Vereinsvorsitzender Reinhard Lehmann.

Zufriedenheit auch bei Dynamo Dresden, das im Wettbewerb der Landesmeister zunächst daheim auf Malmö FF aus Schweden trifft — der 15fache scheedische Meister war nach FC Insbruck Tirol die Nummer zwei auf der Wunschliste von Vereinspräsident Wolf-Rüdiger Ziegenbalg. Trainer Reinhard Häfner sieht das etwas anders: „Mir wäre ein südländisches Team mit betont spielerischen Akzenten lieber gewesen.“

Ziemlich unglückliche Gesichter machten in Zürich die Vertreter der Teams aus der Bundesliga. Sie treten sämtlich gegen wenig likrative Mannschaften aus wenig Osteuropa an. Statt wie erhofft gegen Tirol, muß Bayern München gegen Sredetz Sofia spielen. Trainer Jupp Heynckes: „Eine lösbare Aufgabe.“ Bayern-Manager Uli Hoeneß kennt die Bulgaren als feste Größe im europäischen Fußball mit einem großen Stadion und fanatischen Fans im Rücken.

Borussia Dortmund hätte im UEFA-Cup statt des nun zugelosten Gegners Universidad Craiova aus Rumänien ein spanisches oder italienisches Team, das zunächst das Stadion und dadurch das Geldsäckl prall füllt, bevorzugt. Für Kapitän Michael Zorc ist das rumänische Craiovba alles andere als ein Wunschgegner: „Wir haben uns gestern noch über mögliche Gegner unterhalten. Einhelliger Tenor war: ,Bloß keine Ostblockmannschaften." Und Frank Mill fürchtet um seine teuren Knochen, weil „dort von den Gegenspielern sehr viel getreten wird“.

Auch der 1. FC Köln und Leverkusen treffen im UEFA-Cup auf Osteuropa-Teams: Auf Inter Bratislava (Preßburg) aus der Tschecheslowakei bzw. auf die Polen vom GKS Katowice (Leverkusen-Manager Calmund: „Ein ganz schlechtes Los“).

Am allergeschocktesten aber zeigte sich Boulevard-Zeitungskolumnist und neuer Sporttechnischer Direktor vom 1.FC Köln, Udo Lattek: „Eigentlich müßte ich auswandern. Ich hatte mir einen spanischen Klub gewünscht. Inter ist nicht der attraktivste.“

Im Pokalsiegercup waren nach dem Ausscheiden von Schwerin und Kaiserslautern bereits in der ersten Runde keine deutschen Mannschaften mehr vertreten. Andreas Zumach

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