Berlins Universitäten am runden Tisch

■ Die drei Berliner Universitäten diskutierten die Entwicklung einer gemeinsamen Wissenschaftslandschaft/ Veränderungen werden vor allem für die Humboldt-Universität angestrebt

Berlin. Zum ersten Mal an historischem Datum — am 8. Oktober 1810 wurde die Humboldt-Universität zu Berlin gegründet — trafen sich gestern die Akademischen Senate der drei Berliner Universitäten. Denn nach der Landesvereinigung steht nun die Vereinigung, besser vielleicht die Angleichung der Hochschullandschaft auf der Tagesordnung. Doch anstatt tatsächlich über die zukünftige Entwicklung der gemeinsamen Wissenschaftslandschaft und die dabei zu erwartenden Probleme zu diskutieren, beließen es die einen Redner bei Willensbekundungen zu einer guten Zusammenarbeit, die anderen bei Versprechungen, nicht bevormunden zu wollen. Die Angst jeder Seite, etwas aufgeben zu müssen, denn die Finanzen sind denkbar knapp, machte die Annäherung schwer.

Die Veränderungen an der Humboldt-Universität in den vergangenen Monaten wies Rektor Professor Heinrich Fink nicht ohne Stolz aus: Im letzten Jahr habe es mehr Demokratisierung gegeben als in den 179 Jahren zuvor. Zehn Fachbereiche und Fakultäten seien neu orientiert, drei Fachbereiche neu eingerichtet worden. Dabei hätten vor allem der juristische, sozialwissenschaftliche und wirtschaftswissenschaftliche Bereich viel Unterstützung aus dem Westteil der Stadt erhalten. Daß diese auch weiterhin kommen soll, versprach der Präsident der Freien Universität, Professor Dieter Heckelmann, mit großer Geste: Wir sind bereit, Opfer zu bringen, wenn diese mit dem Erreichen eines gemeinsamen Standards verbunden sind. Was nichts anderes bedeutet, als daß sich die ehemalige Ost-Uni dem Standard der ehemaligen West-Uni anzugleichen hat.

Ein Beispiel hatte dafür der Vizepräsident der Technischen Universität, Professor Klaus Dierks, parat. Die Personalstruktur vor allem im akademischen Mittelbau (zuviele unbefristete Stellen im Osten und nur befristete Stellen im Westen) »sollte sich nach unserem Vorbild verändern«. Heckelmann mahnte an, die Autonomie der Universitäten zu nutzen, um vielleicht mit selbständigen Beratungsgremien an den drei Universitäten »eigene Planungen auf die Beine zu bringen«. Sonst werde der Staat seine Entwürfe oktroyieren wollen. Außerdem sieht er die Chance, daß Berlin ein »einmaliger Wissenschaftsstandort nicht nur in Europa werden« kann, was allerdings ohne die Unterstützung des Bundes nicht möglich ist.

Die Ankündigung, daß nächste Woche eine Wissenschaftskommission des Senats die Arbeit zu diesen Fragen aufnehmen wird, erzeugte Unmut bei den Versammelten, da bisher niemand wußte, wer in dieser Kommission arbeiten wird. Selbst der Vertreter der Senatorin für Wissenschaft und Forschung, Hempel, konnte sich dazu nicht äußern. Anbau