Schluckt Schönefeld der Schall?

■ Bezirksverwaltung von Potsdam plädiert für einen Ausbau von Schönefeld zum Großflughafen

Potsdam/Berlin. Die Startbahn Süd rückt näher. Für einen Ausbau von Schönefeld zum neuen Berliner Großflughafen plädierte gestern gegenüber der taz auch Ulrich Mehlmann (CDU), der in der Potsdamer Bezirksverwaltungsbehörde als Ressortleiter für Verkehr amtiert.

Es sei »zweckmäßiger«, Schönefeld auszubauen, als den bislang vielfach favorisierten sowjetischen Militärflugplatz in Sperenberg bei Zossen, sagte der Ressortleiter nach einem Besuch in Schönefeld. Hier am Stadtrand von Berlin sei die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmittel »viel praktischer« zu organisieren. Wie berichtet, hatte sich zuvor auch der Schönefelder Flughafendirektor Matthias Prokoph für den Ausbau seines Airports ausgesprochen. Südlich des jetzigen Flugfeldes könnte eine neue Start- und Landebahn gebaut werden, schlug Prokoph vor.

Mehlmann räumte gestern ein, daß in Schönefeld mehr Anwohner von dem Fluglärm betroffen wären als anderswo. Mit modernen, »leisen« Flugzeugen sowie Schallschutzmaßnahmen könnte für eine geringere Belästigung gesorgt werden, meinte der CDU-Politiker. Um ein verträgliches Konzept zu garantieren, sollten auch die dem Flughafen benachbarten Kommunen und Landkreise Anteilseigner an der Schönefelder Flughafengesellschaft werden, meinte Mehlmann. Das Land Brandenburg müßte noch vor dem Bund und dem Land Berlin der größte Teilhaber in der Gesellschaft werden, forderte der Ressortleiter: Der Flughafen liege zu 95 Prozent auf Brandenburger Territorium.

Im Senat ist man über die Brandenburger Ansprüche auf das Flughafeneigentum nicht beunruhigt. Über die Höhe der jeweiligen Gesellschafteranteile liefen noch »Gespräche«, sagte ein Sprecher des Berliner Verkehrssenators Horst Wagner. Auch Mehlmanns Vorstellungen über einen Ausbau Schönefelds zum Großflughafen werden im Senat weitgehend geteilt.

»Lärmmäßig« wäre dies zwar »nur die zweitbeste Lösung«, sagte Staatssekretär Klaus Groth von der AL-geführten Senatsumweltverwaltung. Trotzdem gebe es die Tendenz, den Standort Schönefeld zu wählen. Für ihn spreche die gute Erschließung mit U-Bahn, S-Bahn und Fernbahn sowie die Möglichkeit, den neuen Airport schrittweise auszubauen und in Betrieb zu nehmen. Bevor es eine »Festlegung« auf einen Standort geben könne, müßten die Potsdamer Behörden jedoch alle Standortvorschläge detailliert untersuchen und vergleichen. hmt