: Ölpreise drücken in Afrika besonders hart
■ Das Öl spaltet Afrika: Die Exportgewinne der einen sind die Katastrophe der anderen
In Schwarzafrika sind die Auswirkungen der gegenwärtigen Ölpreiserhöhungen höchst unterschiedlich. Während sich die Ölexporteure des Kontinents auf unverhoffte Mehreinnahmen einstellen können, müssen die armen, ölimportierenden Länder alle Hoffnungen auf eine wirtschaftliche Gesundung begraben.
Die Gruppe der Gewinner besteht vor allem aus den Ölproduzenten Nigeria, Gabun, Kongo, Kamerun und Angola. Die ersten vier Staaten verdienen 90 Prozent ihrer Devisen im Ölexport; ihre gemeinsame Förderung lag Mitte 1990 bei etwa 2,8 Millionen Barrel pro Tag — etwa so hoch wie die des Irak. Schon vor Ausbruch der Golfkrise war in Ölkreisen davon die Rede, diese Förderung bis Mitte der neunziger Jahre um mindestens 50 Prozent zu steigern — außer in Kamerun, dessen Reserven zur Neige gehen. Auch Angola ist dabei, die Ölförderung in Cabinda und vor der Atlantikküste rapide auszubauen.
Besonders Nigeria kann sich möglicherweise auf fette Jahre einrichten. Der Ölexport stellt 20 Prozent des nigerianischen Bruttosozialprodukts. Sollte die Verdopplung bis Verdreifachung der Ölpreise anhalten, würden unerwartete Milliarden in den 100-Millionen-Staat fließen. Es ist jedoch zu befürchten, daß wie schon bei zweiten Ölschock Anfang der 80er Jahre zunächst Spekulanten profitieren: Damals wurde Nigeria zum weltgrößten Sektimporteur, die Korruption stieg ins Unermeßliche, die Hauptstadt Lagos wurde zur teuersten Stadt der Welt. Als die Ölpreise wieder sanken, fiel das Land in den wirtschaftlichen Ruin.
Katastrophal ist die Situation für diejenigen Staaten, die ihren Ölbedarf importieren und dies durch Ausfuhr von Rohstoffen bezahlen. Hier schlägt die Ölpreisentwicklung gleich dreifach zu.
Zum ersten steigt die Ölrechnung sprunghaft an. Schon jetzt verschlingt sie 3,1 Prozent des Bruttosozialproduktes von Kenia (in den westlichen Industrienationen liegt der Prozentsatz bei etwa 1 Prozent). In Mosambik und Simbabwe sind die Ölpreise seit Beginn der Kuwait- Krise um bis zu 65 Prozent gestiegen. Das Öl muß in Dollar bezahlt werden — dadurch steigt das Handelsdefizit, und der Druck zu exportieren verschärft sich.
Des weiteren verteuern sich durch diese Entwicklung alle möglichen Kosten innerhalb dieser Länder. Die Transportkosten von Exportgütern wie Kaffee, Kakao oder Kupfer steigen, in den großen Städten werden Lebensmittel teurer.
Eine dritte, indirekte Entwicklung verschärft das Problem noch: Das durch den Preissprung verminderte Wachstum in den reichen Industrienationen reduziert die Nachfrage nach afrikanischen Exportgütern. Bestellungen werden storniert, Weltmarktpreise fallen. Das „Institute of International Economics“ in Washington rechnet damit, daß die Exporteinnahmen der Dritten Welt insgesamt um zehn Prozent sinken werden.
Ein besonders hart getroffenes Beispiel ist Sambia. Dieser Staat im Süden Afrikas hatte das Pech, aufgrund eines Sonderabkommens sein gesamtes Öl aus Kuwait zu importieren. Nun fällt dieser Lieferant aus, die staatliche Importgesellschaft ZIMOIL muß mit Iran und Saudi- Arabien verhandeln. Ölprodukte sind hier seit Anfang August um 110 Prozent teurer geworden. Die Lieferungen des Grundnahrungsmittels Mais in die Hauptstadt Lusaka verzögern sich aufgrund von Benzinmangel. Sambia ist mit 7,2 Milliarden Dollar im Ausland verschuldet, seit 1980 hat es kaum Wirtschaftswachstum gegeben. Ein Wirtschaftsvertreter: Die gegenwärtigen Ölpreissprünge „löschen das schwache Licht am Ende des Tunnels wieder aus“. Dominic Johnson
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