RadlerInnen starten in die Offensive

■ Der ADFC wirft dem Senat »eindeutiges Versagen« in der Verkehrspolitik vor/ Das Fahrrad soll wiederentdeckt werden/ Broschüre über Radfahrstreifen: Sichtbarkeit ist Sicherheit

Berlin. Mit dem Slogan »Sichtbarkeit ist Sicherheit« sagt der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) den Radwegen auf Bürgersteigen den Kampf an. In einer Broschüre, die hauptsächlich für die Verwaltung gedacht ist, hat Wolfgang Däumel vom ADFC Berlin Informationen und Vorschläge zur Verkehrssicherheit von RadfahrerInnen zusammengestellt.

Der ADFC will mit dem gestern vorgestellten Papier in die »offensive Verkehrspolitik« einsteigen. Es sei höchste Zeit, sagte Uta Wobit vom ADFC, sich auf das Verkehrsmittel Fahrrad, das bekanntlich das billigste und umweltfreundlichste sei, zu besinnen. Auto- und Busverkehr seien nicht mehr in der Lage, alle Menschen zu befördern. In anderen Städten wären viel mehr Räder zu sehen als in Berlin, da viele sich hier nicht mit dem Rad auf die Straßen trauten. Dies sei, so Wobit, »ein eindeutiges Versagen der Verkehrspolitik«. Der Senat habe nur auf den öffentlichen Nahverkehr gesetzt. Für RadfahrerInnen sei aber außer Radwegen nichts getan worden.

Und genau gegen diese Radwege wehrt sich der ADFC. Die meisten Radfahrerunfälle passieren laut Statistik beim falschen Rechtsabbiegen von Autos auf Straßen mit Radwegen. Hauptgrund dafür sei die schlechte Übersicht, wenn die Radwege hinter den Parkstreifen verschwinden. Radwege, so Däumel, seien eine »Problemverlagerung und keine Problemlösung«.

Die Lösung sind, nach Ansicht des ADFC, Radfahrstreifen auf dem Fahrdamm. »Der Radfahrer«, so Wobit, »soll auf die Straße, wo er hingehört.« In der Broschüre werden verschiedene Modelle für solche Streifen vorgestellt. In jedem Fall müsse für einen ausreichenden Sicherheitsabstand von mindestens 60 Zentimetern zu parkenden Autos gesorgt werden. Aus Angst vor den zu schnell fahrenden Autos führen viele RadlerInnen zu dicht an den Parkstreifen. Gefahr ginge vor allem von FahrerInnen aus, die einfach die Tür aufmachten, ohne sich nach Fahrrädern umzusehen. »Von hinten ist aber noch keiner überfahren worden«, sagte Wobit.

Der Streifen selbst sollte dann anderthalb Meter breit sein und zur Fahrbahn eine breite Markierung haben, die gleichzeitig als Abstand und als deutliche Markierung dienen soll. Für schmalere Straßen schlägt der ADFC einen Mehrzweckstreifen vor, der von LKWs oder Bussen benutzt werden darf, wenn gerade kein Rad darauf fährt. chrib