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“Mit Tschernobyl kam der große Knall“

■ Verdener Umweltinstitut bietet umfassenden Service

“Ich möchte mir einen Computer kaufen. Wie ist das denn da so mit der Strahlung?“ Einer von vielen Anrufen, die beim „Institut für Mensch und Natur“ (IMENA) mit Sitz in Verden aus ganz Norddeutdchland einlaufen. Das Institut, 1983 hervorgegangen aus einer unternehmungslustigen Crew Bremer BiologInnen, bietet Beratungen, Analysen, Vorträge und Seminare an. Schwerpunkt im Programm ist eine umfassende Wohnberatung. Wer wissen will, welche Strahlungen und Chemieausdünstungen in der Wohnung herumschwirren, kann sich eine(n) IMENMA-MitarbeiterIn ins Haus holen. Gemessen wird dann unter anderem Formaldehyd, Lindan/PCP, Asbest, Elektrosmog und die Leckstrahlungen von Microwellen. Bauwillige können sich schon in der Planungsphase über biologische Baumaterialien informieren.

Angefangen hatte eigentlich alles ganz anders. Die AbsolventInnen des Fachbereichs Biologie der Bremer Uni wollten ökologische Grundlagenforschung betreiben und zum Beispiel die Wechselwirkung von Pflanzen untereinander untersuchen. Durch Aufträge von Betrieben für biologische Schädlingsbekämpfung ließ sich die Sache gut an. „Doch dann kam mit Tschernobyl der große Knall“, erzählt IMENA-Gründungsmitglied Andreas Kühne. In den Landkreisen Verden, Rotenburg und Soltau- Fallingbostel bildeten sich Bürgerinitiativen, die angesichts der Katastrophe eine unabhängige Strahlenmeßstelle forderten.

Der frisch rot-grün gewendete Landkreis Verden war bereit, das erforderliche Meßgerät für 99.000 Mark zu bezahlen und das Institut zu unterstützen. Seitdem wurden Tausende von Lebensmittel- und Erdproben untersucht. Dafür nimmt das Institut eine Gebühr zwischen fünfzehn und 250 Mark, je nach Komplexität der Untersuchung.

Einen ganz großen Teil der Arbeit machen jedoch Beratungen aus. „Die sind ganz wichtig für unseren Anspruch einer bürgernahen Umweltforschung, aber sie fressen viel Zeit und bringen nichts ein“, bedauert Andreas Kühne.

Ähnlich wie bei der Verbraucherberatung kann man sich im Büro des IMENA Fachzeitschriften und Infos besorgen oder das umfangreiche Schlagwortregister ( von A wie Asbest bis Z wie Zyklon B) benutzen. Davon machen auch LehrerInnen und Schulklassen Gebrauch. Da das IMENA de facto die Aufgaben einer öffentlichen Umweltberatung wahrnimmt, so Kühne, wurde jetzt beim Landkreis die Finanzierung einer Stelle für eine Umweltberaterin beantragt.

Wie bei den meisten alternativen Projekten kostet auch hier die Existenzsicherung viel Zeit und Kraft. Immerhin: das IMENA hat eine Zivildienststelle, eine ABM- Stelle von der Kirche zur Erstellung eines Heizkatasters und eine für die Umweltberatung von Betrieben. Zusätzliches Geld kommt herein durch Fachvorträge und Seminare. Außerdem betreibt Andreas Kühne nebenbei noch ein „Umweltmedizinisches Informationsbüro“, bei dem ÄrztInnen, vor allem aber JournalistInnen über eine Datenbank Fachwissen abrufen können. „Monitor“ und „Panorama“ bedienen sich dort regelmäßig und auch die taz-Serie „Chemie im Alltag“ profitiert von dem gesammelten Wissen des IMENA.

Übrigens: ComputernutzerInnen empfiehlt Andreas Kühne einen Bildschirm- oder Monitorfilter. Der kann elektronische Wechselfelder (verantwortlich für Streß durch ständige Nervenreizung) und statische Felder (mögliche Verursacher von Hautallergien) abhalten. asp

Nähere Informationen: Institut für Mensch und Natur, Obere Straße 41, 2810 Verden, Telefon: 04231/81928.

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