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Gehorsam ist des Christen Schmuck

■ Der Bayern-Manager Uli Hoeneß rügt die Kirche wegen ihrer weltfremden Ansichten PRESS-SCHLAG

Uli Hoeneß ist keine Feministin, er ist — jawohl! — biologisch wie ideologisch sogar weit davon entfernt. Trotzdem muffelt der Manager von Bayern München wie Alice Schwarzers Schwestern wider den Klerus: Inkompetenz wirft er Domkapitularen und anderen Heiligkreuzträgern vor. Also, soll sich die vereinigte Pfaffenschaft künftig nicht nur aus der Debatte um Verhütung und Schwangerschaftsabbruch heraushalten (zölibateuse männliche Abstinenzler, Ruhe!), sondern auch von Fragen wie Fair-play und Ablösesummen (nur wer die Töppen hat geschnürt, der spürt...) die Finger lassen? So dann auch wieder nicht.

Hoeneß: „Ich bin der Meinung, die Kirchen sollten zu weltlichen Fragen Stellung nehmen, denn sie zeigen damit, daß sie mitten im Leben stehen.“ Don Camillo und Pater Leppich, das sind Burschen aus jenem Schrot und Korn, mit denen der Manager gern seine Hintermannschaft auffüllt. Männer der Tat, keine Denker und Zauderlinge! Faktisch indes sind die Botschafter Christi einfach out: „Die Kirchen haben deshalb so viele Probleme, heutzutage noch zeitgemäß zu sein, weil sie relativ weltfremd sind.“ (Hoeneß)

Nun haben die vereinigten (evangelischen und katholischen) Weltfremden nicht davon ablassen können, im April eine gemeinsame Erklärung zum Sport herauszugeben, weil auch dieser „Dienst am Menschen“ sei. Zwar hat der Hohepriester aus München den 19-Seiten-Text nicht gelesen, gleichwohl ist er gerne bereit, darüber zu reden. Kraft seiner Kompetenz: Zeigt er der Kirche mit ihren leeren Reihen nicht seit Jahren erfolgreich, wie man Zuschauerprobleme angeht?

So lese, wer Augen hat zu lesen, die drei Gebote aus der Geschäftsstelle von Bayern München:

Du sollst Fußball nicht in Verbindung mit Gewalt bringen (denn wäre das Stadion nicht, so schlügen sie sich anderswo).

Du sollst nicht unsaubere Worte wie „Kommerz“ benutzen (denn die Welt ist, wie sie ist).

Du sollst nicht von der Enteignung des Sport sprechen (denn jeder ist frei in seiner Entscheidung, seine Leistung zu manipulieren — oder nicht).

Sehr schön, so kommen wir weiter. Und wenn die Kirchen dann noch Seelsorger zur Fanbetreuung abstellen (Pater Martin, ab in die Südkurve!), „dann wäre dies gut.“ (Hoeneß) Nicht etwa, weil das dem Verein Verantwortung nimmt und Geld spart, sondern weil der „praktizierende Katholik“ ('dpa‘) das religiöse Coming-out allgemein ganz prima findet: Leistungssportler möchten sich doch häufiger als gläubige Christen zu erkennen geben. (Vorschlag Hoeneß) Da schlagen wir rasch drei Kreuze und bekennen, immer schon gewußt zu haben, was der geschäftstüchtige Uli Hoeneß auf die Frage: „Sind sie lieber Schuldner oder Gläubiger?“ antworten würde.

Nur, ein wenig Demut stünde auch ihm nicht schlecht an, weshalb wir wegen des Rüffels am ökumenischen Geist einige Worte aus dem Musenalmanach f.d.J. 1799 nach dem Manager schleudern: „Mut zeigt auch der Mameluck, Gehorsam ist des Christen Schmuck.“ -thöm-

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