Fernweh

■ Hütten und Paläste * Futtern * Husten und Schnupfen * Fragezeichen

Fernweh

Wenn der Himmel über Berlin auf den Kopf zu fallen droht, wird es höchste Zeit, die Seele mit einem ablenkenden Trip ins Unbekannte zu recyclen. Nun brauchen die Ex-Ostler dazu ja keine kugelsichere Weste mehr, sondern nur noch, wie jeder andere auch, Geld. »Republikflucht« wird jetzt von Reisebüros organisiert und ein billiges gibt es in der Clara- Zetkin-Straße 26, zweite Etage. Beim »Studenten-Reise-Service« können zur Zeit die preiswerten Früchte einer alten Abmachung mit dem ehemaligen Ministerium für Tourismus geerntet werden. Das hatte in einer lichten Minute viel Geld bereitgestellt und so kommt es, das Studenten für eine drei- bis fünftägige Busreise in eine der Hauptstädte Europas nach der Fahrt einen Zuschuß von bis zu 100 DM beantragen können.

Hütten und Paläste

Hunderte Sorten Joghurts, modernste Autos, tonnenweise Südfrüchte — von allem alles da. Nur Wohnungen sind in der Überflußgesellschaft Mangelware. Wer seine eigenen vier Wände noch nicht besetzt oder bezogen hat, der versuche sein bescheidenes Glück bei der studentischen Wohnraumvermittlung in der Humboldt-Uni. Die verfügen noch über Studentenwohnungen und Wohnheimplätze. Aber alles ohne Gewähr!

Futtern

Wer sein Loch im Bauch stopfen will, ohne ein neues in seinen Geldbeutel zu reißen, der kann das am billigsten noch in den Ostberliner Mensen in der HUB oder der Schumannstraße tun. Kohlroulade (auch Kanzlerhals genannt) gibt's noch für sagenhafte 1,20 DM. Ab Januar kocht dann in der Mensaküche die soziale Marktwirtschaft und die Preise steigen um rund 500 Prozent auf das Niveau der Westmensen.

Husten und Schnupfen

Ab 1. Januar fällt der einzige Ausweis, für den man sich in der Ex- DDR nicht schämen mußte, weg. Das Sozialversicherungsbuch kann dann getrost als Erinnerung an eine Deutsche Episode übers Klo gehangen werden und die Qual der Wahl löst alte Gewohnheiten ab. Aus annähernd 100 Krankenversicherungen gilt es, die günstigste rauszusuchen. Im Schnitt liegt der monatliche Beitrag bei 65 DM. Der Studentenrat in der HUB will dazu eine Beratungsstelle schaffen.

Fragezeichen

Wer nicht weiter weiß, aber nicht dumm sterben will, der kann sich mit allen Studierfragen an den Studentenrat in der HUB wenden. Gemessen an dem, was er zu tun hat, sitzt er in geradezu erbärmlichen 10 m2, füllt die aber mit Sachverstand und Engagement aus. Zu finden ist er im Hauptgebäude, II. Stock, Zimmer 2016. Im Westen gibts dafür den Asta. Torsten Preuß