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»Unsere Erzieher werden einfach abgespeist!«

■ Podiumsdiskussion über die Zukunft der Ostberliner Krippen und Kindergärten/ Allgemeiner Konsens: Die 170.000 Plätze im Ostteil sollen erhalten bleiben/ Finanzierung der Plätze und Angleichung der Löhne auf Westniveau weiter Streitpunkt

Mitte. »Es gibt keine vorgefertigten Konzepte«, sagte die Senatorin für Frauen, Jugend und Familie, Anne Klein, am Ende des gestrigen Podiumsdiskussion und forderte die Anwesenden auf, selbst aktiv und kreativ zu sein. Eingeladen hatte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in die Kongreßhalle am Alexanderplatz. Das Thema der Veranstaltung lautete Kindergärten — Krippen · Zukunft ungewiß! Auf dem Podium saßen neben den Vertretern der GEW Ilse Schaad, André Dupuis und Erhard Laube die Senatorin Klein und der Pressesprecher beim Stadtrat für Familie, Jugend und Sport, Ulrich Brinsa.

Es sollen alle 170.000 Kinderbetreuungsplätze in Ost-Berlin erhalten bleiben. Darüber bestand auf dem Podium von Beginn der Veranstaltung an Konsens. Senatorin Klein und auch der Berliner GEW-Vorsitzende Laube machten deutlich, daß das Bestreben der Kindertagesstätten, Krippen und Horte die Grundlage für die Berufstätigkeit von Frauen überhaupt darstelle.

Differenzen gab es dagegen bei der Finanzierung. Während GEW- Chef Laube forderte, alle Kindereinrichtungen müßten in die Trägerschaft der Kommunen übergehen, und der Kita-Platz müsse zum Nulltarif für die Eltern angeboten werden, erklärte Senatorin Klein, daß dies nicht zu finanzieren sei. Durch die Beteiligung des Bundes an den Kosten für die Kindereinrichtungen ist zwar der Bestand bis zum 30. Juni 1991 vorerst gesichert, aber dann müßte ein Teil von freien Trägern übernommen werden. Derzeit werde mit Wohlfahrtsverbänden und den Kirchen darüber verhandelt. Diese Lösung brächte eine erhebliche Entlastung der Kommunalhaushalte mit sich, da die freien Träger nur einen Teil der Platzkosten erstattet bekommen. Den Rest müssen sie selbst finanzieren. Aber auch die Eltern sollen, ähnlich wie in West-Berlin üblich, zur Kasse gebeten werden.

Mit den Worten: »Wer maßt sich eigentlich an, uns Krippenerzieherinnen als Kinderpflegerinnen abzuspeisen«, machte eine der rund 350 fast ausschließlich Frauen im Saal ihrem Unmut Luft. Bei der beabsichtigten Regelung zur Anerkennung der Berufsabschlüsse kommt es nicht auf die tatsächlich geleistete Arbeit, sondern auf den Ausbildungsgang an. KindergartenerzieherInnen und UnterstufenlehrerInnen sollen als ErzieherInnen anerkannt werden, nicht dagegen die KrippenerzieherInnen, die die Kinder bis zum dritten Lebensjahr betreuen. Sie sollen den Erzieherstatus erst bekommen, wenn sie weiterqualifiziert sind.

Die Tarifexpertin der GEW Ilse Schaad sieht zur Zeit keine Chance, das Vergütungsniveau in Ost-Berlin von heute auf morgen dem in West- Berlin anzupassen. Dies könnte nur schrittweise geschehen. Die von der Senatsverwaltung angebotene Einstiegsvergütung von 40 Prozent der Westvergütung sei aber nicht akzeptabel. Die GEW fordere mindestens 60 Prozent der Westvergütung für die KollegInnen.

Unruhig wurde es noch einmal im Saal, als Pressesprecher Brinsa die Antwort auf die Frage nach dem Verbleib von Geldern schuldig blieb. Aus den Reihen der Betroffenen wurde bemängelt, es gebe kein Geld für Spielzeug und dergleichen. Außerdem müßten sie auch Putzdienste verrichten. Nach Angaben der Senatorin müssen aber Gelder für Sachmittel und Hilfstätigkeiten vorhanden sein. Der Senat habe an den Magistrat für die ab September zur Verfügung gestellten 1.000 Kita-Plätze 1,2 Millionen DM gezahlt. Ute Walter

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