KOMMENTAR: Sieg der Puritaner
■ Zur Wahlniederlage Benazir Bhuttos
Ob es nun das Votum des pakistanischen Volkes war oder nicht — schon vorher war klar, ob die islamische IJI oder die PPP Benazir Bhuttos die Wahlen gewinnen, die Mächte „to be“, so der inzwischen feststehende Begriff, würden die Militärs und ihr einflußreicher Geheimdienst IJI bleiben. Die jüngsten antiimperialistischen Gebärden des sogenannten Establishments, das sich nicht gerne von den USA in innenpolitische Angelegenheiten hineinreden läßt, dürften jedenfalls die Militärs kaum teuer zu stehen kommen. Die amerikanische Drohung, die jährlich 600 Millionen Dollar Hilfe auf Eis zu legen, wird wohl alsbald im umstrittenen Sand am Golf versiegen.
Derweil hat Pakistans politische Elite einen Wahlkampf hinter sich gebracht, der ohne Übertreibung als schmutzigste Kampagne der ohnehin jungen pakistanischen Demokratie bezeichnet werden darf. War die Regierung Bhutto in einem auf „Gegenseitigkeitsprinzipien“ basierenden System, das eine „freie Marktwirtschaft“ anstrebt, tatsächlich so korrupt, daß die Entlassung der gewählten Regierung durch den pakistanischen Präsidenten gerechtfertigt war? Diese Frage ließe sich leichter beantworten, müßten auch die inzwischen von der IJI regierten Provinzregierungen Rechenschaft ablegen. Wird die unter der IJI versammelte Allianz der Bhutto-Gegner ihr Versprechen auf Entwicklung und Stabilität einlösen können? Sie will es tun und scheut dabei keine Mittel. Davon zeugten ja schon die Winkelzüge und Fälschungsmanöver der letzten Wochen. Demokratie heißt hier zulande immer noch nur, die Wahl zu haben, welcher Zweig der zum Establishment zählenden Familien das politische Busineß dominieren wird. Und dazu zählt trotz aller progressiver Ideologie auch der Clan der Bhuttos. Dies relativiert den Wahlsieg der puritanischen Väterfront über das Hedonismus verheißende Mutterpinzip Bhuttos. Simone Lenz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen