: 9.000 Mark für 140 Kubikmeter
■ Delmenhorster kippt in Woltmershausen illegal Deponiemüll ab
Ein Abbruchunternehmen ist kein Uhrmachergeschäft. Mit dieser überraschenden These beglückte am Donnerstag der Delmenhorster Bauunternehmer Peter B. das Bremer Amtsgericht. Dort sollte er erklären, warum er an der Senator Bomers-Straße in Woltmershausen ein Gewerbegebiet mit Plastikbehältern, Heizkörpern, Gummireifen, und anderem Deponiemüll „auffüllen“ wollte.
Im einzelnen monierte die Staatsanwaltschaft 140 Kubikmeter Bauschutt, die am 21. und am 29. Dezember letzten Jahres auf dem Gelände abgekippt, plattgefahren und anschließend mit Sand überdeckt worden sind.
Unternehmer B. zeigte sich vor Gericht überrrascht. Nach seiner Version habe er in der Senator- Bömers-Straße lediglich „sauberen“ Abbruch abkippen lassen. Rein prophylaktisch habe er dann auch noch zwei Männer eingestellt, die beim Verteilen hinter der Raupe hergehen und alle Müllteile einsammeln sollten. An diesen beiden Tagen hat sich aber nur der Raupenfahrer und der jeweilige LKW-Fahrer auf dem Gelände aufgehalten. Das behaupteten nicht nur die beiden Polizeibeamten als Zeugen vor Gericht, sondern auch die Arbeiter aus B.s Abbruchunternehmen. Wo seine Arbeiter an diesem Tag wohl gesteckt haben mochten, das konnte sich der Unternehmer auch nicht mehr erklären. Er war zu dieser Zeit in Urlaub. Allerdings räumte er mit Blick auf das Datum ein: „So ganz nüchtern werden die wohl auch nicht mehr gewesen sein“.
So eine Geländeauffüllung mit Bauschutt ist eine feine Sache. Das auftraggebende Unternehmen zahlt gerade mal eine Mark pro Kubikmeter, das Abbruchunternehmen braucht dafür keine Deponiegebühren für seinen Abbruchschutt zu zahlen. Wird ein Gelände mit reinem Sand aufgeschüttet, kostet das 20 Mark pro Kubikmeter. B. muß nun 9.000 Mark an die Staatskasse zahlen. Soviel drückte ihm das Gericht auf, um im Gegenzug das Verfahren einzustellen. B. hatte gegen einen Strafbefehl in gleicher Höhe Einspruch eingelegt. mad
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen