Wolfgang Pohl

Im Rampenlicht stand der gestern zurückgetretene und verhaftete Schatzmeister der PDS Wolfgang Pohl zweimal, und in beiden Fällen machte er eine schlechte Figur. Ende Juni mutete er einer krachend vollen Pressekonferenz das langatmige und nervtötende Verlesen eines ellenlangen Berichts mit den Einzelheiten des SED-Vermögens zu und hob auf alle Fragen nach dem Auslandsvermögen der alten Staatspartei nur die Hände: „Davon weiß ich nichts.“ Am Freitag verlas ein fast schüchtern anmutender Vize seinen Rücktritt.

Pohl hat eine fast „klassische" SED-Parteikarriere hinter sich. Als Sohn einer Arbeiterfamilie am 10. Februar 1940 in Königsberg geboren, wurde er als 20jähriger gelernter Stahlschiffsbauer SED-Mitglied. Von 1974 bis 1977 war er Student an der Parteihochschule „Karl Marx“. Nach einer sechsjährigen Tätigkeit als Stellvertreter des Magdeburger Oberbürgermeisters — zuständig für Inneres — war er ab Dezember 1978 erster Sekretär der Stadtbezirksleitung Magdeburg-Nord der SED. Nach seinem kurzfristigen Wirken als 1. SED-Bezirkssekretär während der Wende wurde Pohl im Dezember vergangenen Jahres zum stellvertretenden Vorsitzenden der SED gewählt; zum selben Zeitpunkt, als Gysi Parteichef wurde. Am 18. März dieses Jahres erreichte Pohl ein Mandat in der Volkskammer.(Foto: ap)