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Spion sieht sich als Mittler des BRD-DDR-Grundlagenvertrags

Düsseldorf (dpa) — Der wegen schwerer Spionage für die ehemalige DDR angeklagte Diplomat Hagen Blau hat nach eigenem Bekunden dem inzwischen aufgelösten Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) nur solche Informationen geliefert, die er selbst für mitteilenswert hielt. Nachfragen der Stasi zu „einzelnen Personen oder Techniken“ will der 55jährige „grundsätzlich“ nicht beantwortet haben. „Die Genossen hatten wohl einige Probleme im Umgang mit mir“, sagte Blau am dritten Verhandlungstag vor dem 4. Strafsenat des Düsseldorfer Oberlandesgerichts.

Der Vortragende Legationsrat im Auswärtigen Amt, laut Anklage in seiner Funktion an mehreren Botschaften der Bundesrepublik 25 Jahre lang Spion für das MfS, zeigte sich als Mittler beim Zustandekommen des Grundlagenvertrages mit der damaligen DDR. Zwischen Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre habe es in Ost-Berlin großes Mißtrauen gegen einen Vertragsabschluß mit der Bundesrepublik gegeben. Diese Vorbehalte wollte Blau angeblich abbauen, indem er dem MfS Hintergrundinformationen über die Deutschlandpolitik der Bundesrepublik zukommen ließ. Die entsprechenden Materialien habe er in seiner damaligen Funktion als Pressereferent im Auswärtigen Amt erhalten, sagte Blau. Er habe außer 10.000 Dollar Ende der 80er Jahre keinerlei Agentenlohn erhalten.

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