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Neuköllner Fußballerinnen: Suche nach dem Tor

■ Berliner Frauen unterliegen Bergisch-Gladbach 0:6

Neukölln. Die Fußballerinnen des 1. FC Neukölln hätten gewarnt sein müssen. Schon vor ihrem ersten Spiel in der Damen-Bundesliga spielten sämtliche Paragraphen gegen die Berlinerinnen. Zunächst mußte der Verein eine Ostberliner Betriebsfrauschaft en gros verpflichten, um dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) die nötige Reservecrew zu präsentieren. Dann erwies sich das Stadion am Neuköllner Hertzbergplatz als zu beschränkt.

Nun ja, mögen Kritiker anfügen, mit den langen Pässen hapert es ohnehin bei den Berlinerinnen. Was macht es da, wenn das Grün zu früh endet? Doch mit einer Sondergenehmigung des DFB hielt man sich die Option auf besonders raumgreifende Spielzüge wenigstens in der Theorie offen. Aber dem nervenaufreibenden Probelauf folgte eine katastrophale Premiere: Acht Spiele in Serie bekam die weibliche Elf kein Schußbein auf Mutter Erde. Nicht nur der Spielplatz war zu kurz, sondern auch die Spielerinnen-Decke, mit der sich der 1. FC hätte warm anziehen müssen, um gegen die starke Konkurrenz aus Westdeutschland bestehen zu können. Berlins Bundesligistinnen gingen auf Null-Diät: 0:14 Punkte bei 5:50 Toren lautete das Verhältnis von Haben und Soll.

Zuletzt hagelte es sieben finale Torschüsse in Neuköllner Gehäuse — und das ausgerechnet beim bis dato ebenfalls sieglosen SSV Schmalfeld. Es war zum Haareraufen. Statt dessen entfernte der gebeutelte Verein lieber den Trainer von der Arme-Sünder-Bank. Die Bundesliga-Herrenriege läßt grüßen. Das ist nicht die feminine Art des Krisenmangements.

Vor dem Spiel gegen Bergisch- Gladbach hatte Neuköllns Trainerin wohl tief in archaischen Fußballweisheiten gekramt. Wenn der Ball in der Luft ist, schien die Marschroute zu lauten, hat ihn wenigstens der Gegner nicht. So dauerte es fast sensationelle 17 Minuten, bis der deutsche Rekordmeister aus Westfalen das 0:1 schoß. Alle anderen Erfolgsversuche des Titelfavoriten scheiterten vorfristig an der gelb- blauen Abwehrmauer der Neuköllnerinnen.

Doch dann kam der Stadionsprecher ob der raschen Torfolge gehörig durcheinander. Nach Petra Mayers Tordebüt fand die Mittelfeldregisseurin in Patricia Menge sowie Nicole Schön gelehrige Nachahmerinnen. Das 0:6 nach den ersten 40 Minuten ließ Schlimmes für das überzogene Torkonto der Berlinerinnen befürchten. Aber zur zweiten Hälfte mußte Anne Trabant, Trainerin der Bergischen, den falschen Pausentee eingegossen haben. Selbst die größten Schußmöglichkeiten ihrer Frauen endeten neben oder über dem Tor bzw. in den Fangarmen der Neuköllner Torwartin Anke Fries. Wie war das noch mal? Wer nicht richtig zielt, braucht wenigstens nicht zu jubeln. Jürgen Schulz

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