■ NOCH 3344 TAGE BIS ZUM JAHR 2000
: Internationale Sexspielchen

Die Sexualität war in China jahrhundertelang ein Tabu. Daß das nicht so weitergehen kann, beweist nicht zuletzt die alarmierend ansteigende Zahl von Sexualverbrechen. So kündigte das Erziehungsministerium schon im August die Einführung von Sexualkundeunterricht an 6.000 Schulen als Pilotprojekt an, und letzte Woche wurde dann das erste Institut für Sexualkunde eröffnet. Das Institut soll das menschliche Sexualverhalten und Geschlechtskrankheiten erforschen, um so „zum Aufbau der Kultur und der sozialistischen Ethik“ beizutragen.

In Deutschland haben wir zwar schon lange den Sexunterricht, aber genauso lange gibt es Streit darum. Gerade hat die SPD der Bundesregierung wieder Versäumnisse in der Sexualaufklärung vorgeworfen. Es geht um eine von Wissenschaftlern erarbeitete Aufklärungsbroschüre, die seit zwei Jahren fertig ist, deren Veröffentlichung aber von konservativen Kreisen zurückgehalten wird. Die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion, Renate Schmidt, sprach von dem Versuch, das ganze Ding „in eine konservative Verlautbarung umzuwandeln“. So sei die erste Fassung bereits revidiert worden, weil Kritikern die Passagen über Selbstbefriedigung, Homosexualität und voreheliche Sexualität nicht genügend problematisch dargestellt worden seien.

In der ehemaligen DDR gehen sie dagegen richtig ran, da wird in Sachen Sex nicht lange herumgeblödelt. Letzte Woche eröffnete die deutsche Pornoqueen Beate Uhse ihren ersten Sex-Supermarkt in Ost- Berlin. Es herrschte ein Gedränge wie beim Sommerschlußverkauf in der ehemaligen Intershop-Baracke an der Invalidenstraße. Alle wollten die „brandheiße Gabi“ angucken, die Gebrauchsanleitung „Auf dem Weg zum Superorgasmus“ kennenlernen oder den „Sex-Tester“ zum Rubbeln ausprobieren. Wem das nicht reichte, der konnte sich kostenlos mit den sichtlich genervten Auszieh-Girls fotografieren lassen.

Dabei geht es im Schmuddelgewerbe ganz schön gefährlich zu. Eine tödliche Wirkung hatte zum Beispiel eine eindeutige Szene des Streifens „Chica Erotica“ für einen 65jährigen Kolumbianer. Wie die Polizei in Bogotá mitteilte, konnte der Mann nur dreißig Minuten des Films genießen, dann habe er beim Anblick der Liebesszene einen Herzinfarkt erlitten. Einer der Kinobesucher sagte nach dem Unglück, da er jetzt verstanden habe, daß es „tödliche Vorführungen“ gebe, werde er sich in Zukunft seine Filme vorsichtiger aussuchen. Karl Wegmann