: Keine Gefahr für Treibhauseffekt
Weltklimakonferenz: Ministererklärung fällt noch hinter Expertenkompromiß zurück ■ Aus Genf Andreas Zumach
Die zum Abschluß der zweiten Weltklimakonferenz geplante Ministererklärung bleibt bezüglich konkreter Maßnahmen gegen den Treibhauseffekt selbst noch hinter dem Kompromißpapier zurück, das die 600 Wissenschaftler zum Ende ihrer einwöchigen Tagung am Samstag abend verabschiedet hatten. Das geht aus dem der taz vorliegenden Entwurf hervor, auf den sich die Beauftragten von 100 Staaten gestern morgen nach dreitägigen Verhandlungen geeinigt hatten.
Die „Freunde der Erde“ und andere Umweltgruppen äußerten sich gestern in Genf enttäuscht über das „völlige Versagen der Politiker beim Schutz unseres Planeten“. Die EG- und Efta-Staaten seien mit der Zustimmung zu dem Entwurf hinter ihren eigenen Beschlußlagen zurückgeblieben, nur um die USA nicht in die Isolation geraten zu lassen. Nur öffentlicher Druck könnte die Haltung der Bush-Administration jetzt noch ändern.
Der Entwurf der Erklärung enthält keine Verpflichtung der 100 Staaten zur Stabilisierung der Emissionen von CO2 in die Atmosphäre. Statt dessen werden lediglich „die Entscheidungen“ vieler Industriestaaten „begrüßt“, den CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2000 auf dem heutigen Niveau zu stabilisieren.
Die Wissenschaftler hatten in ihrer Erklärung die Stabilisierung der CO2-Emissionen ausdrücklich gefordert. Außerdem stellten sie fest, daß die „Reduzierung des CO2-Ausstoßes um 20 Prozent bis zum Jahr 2005 in den meisten Industriestaaten kostenneutral möglich ist“. Die Ministererklärung appelliert lediglich an die Industriestaaten, „bis zur für 1992 geplanten UNO-Konferenz für Umwelt und Entwicklung die Möglichkeiten für Reduzierungen zu erforschen“. Die der Weltklimakonferenz als Grundlage dienende Studie einer „Zwischenstaatlichen Expertenrunde Klimawechsel“ (IPCC) hatte noch eine umgehende Verringerung des CO2-Ausstoßes um mindestens 60 Prozent als unerläßliche Voraussetzung für die Stabilisierung der CO2-Konzentration in der Atmosphäre und damit der globalen Temperatur auf dem heutigen Niveau bezeichnet.
Der Entwurf für die Ministererklärung betont mehrfach an herausgehobener Stelle und in pauschaler Weise noch bestehende wissenschaftliche Unsicherheiten und den daraus herrührenden großen „Forschungsbedarf“. Zwar hatten auch die Wissenschaftler auf noch im Detail bestehende Erkenntnislücken hingewiesen. Diese bedeuteten jedoch eher eine Verschärfung des Risikos und seien kein Grund, Maßnahmen weiter hinauszuschieben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen