■ NOCH 3342 TAGE BIS ZUM JAHR 2000
: Beamte und Soldaten

Die Post hat sich in diesem Jahr mit viel Brimborium selbst gefeiert. 500 Jahre ist die gelbe Tante alt geworden. Inzwischen wandern täglich 35 Millionen Briefe und Postkarten in die Schlitze der rund 110.000 Briefkästen. Der Großteil von ihnen erreicht sogar die Empfänger. Trotzdem gibt's Probleme. Zum Beispiel mit den vielen Fremdkörpern, die täglich in den Briefkästen landen. Eheringe, Gebisse, Dessous, Lottoscheine und Hunderte von leeren Geldbörsen finden sich da zwischen Geschäftspost und Ansichtskarten. Die Oberpostdirektion Saarbrücken gibt sich empört und schätzt, daß zwischen Flensburg und Garmisch jeden Tag mehr als 500 Gegenstände aus den Briefkästen gefischt werden, die dort nicht hineingehören. Selbstverständlich gibt es im Beamten- Deutschland eine detaillierte Dienstanweisung „Fundsachen in Briefkästen“, herausgegeben vom Bundespostministerium, wo genau beschrieben wird, wie der Briefträger A. mit der gebrauchten Lümmeltüte, die er im gelben Sammelbehälter B. aufgespürt hat, zu verfahren hat, nämlich gnadenlos. Witzbolde werden unerbittlich verfolgt. Wenn die Post einen Briefkastensünder ermittelt, geht sie gegen ihn vor, denn die Beschädigung der geschlitzten Kästen oder deren Inhalt wird als Störung öffentlicher Betriebe oder Sachbeschädigung behandelt. Es gibt eine Geldstrafe oder bis zu zwei Jahre Knast.

Über die Albernheiten der Deutschen Bundespost können die amerikanischen Kollegen nicht einmal mehr lachen. Die U.S. Postal Service hat nämlich zur Zeit ein Problem, daß sich allmählich zur Katastrophe entwickelt. Ihre Frankier- und Sortiermaschinen geben nacheinander den Geist auf. Die Ursache steht auch schon fest. Es handelt sich um Sabotage durch die U.S. Army. Denn die in Saudi-Arabien stationierten amerikanischen Soldaten schicken die Wüste in die Heimat. Insgesamt 120 Tonnen Briefe versenden die GIs jede Woche zu ihren Lieben, und fast alle enthalten eine Handvoll Sand als Souvenir. Der rieselt dann aus den Umschlägen direkt in die Maschinen und macht ihnen den Garaus. Die genervten Postler mußten auf Handbetrieb umstellen und haben erreicht, daß die Soldaten den Sand in Zukunft in kleine Plastiktütchen oder in Gewürzflaschen abfüllen müssen. Denn trotz aller Appelle fließt die Wüste unaufhörlich weiter aus den Briefbergen. „Der Sand ist ihnen heilig“, meinte resignierend ein US-Postbeamter, der die Sendungen der Soldaten in Saudi- Arabien sortiert. Karl Wegmann