: EUROTAZ - Diese Woche zusammengestellt von taz-Irland
■ Thema: Nationale Befreiungsbewegungen
EUROTAZ — diese Woche zusammengestellt von taz-Irland
Thema: Nationale Befreiungsbewegungen
Während die europäische Integration unter deutschem Dach in Windeseile voranschreitet, kämpfen mitten in Europa kleinere Nationen mit Waffengewalt um ihre Unabhängigkeit. Ist das tatsächlich ein Anachronismus? Den Befreiungsbewegungen ist gemein, daß sie gegen Diskriminierung und die Unterdrückung ihrer Sprache, Kultur und Lebensweise durch die Zentralregierung eintreten. Ohne die nationale Befreiung würde ihre Stimme in einem vereinten Europa ungehört verhallen. Dabei sind sie nicht unbedingt anti-europäisch — im Gegenteil: Der irische Sinn-Fein-Präsident Gerry Adams setzt seine Hoffnungen auf Europa, um die britischen Besatzer zum Rückzug aus Nordirland zu bewegen.
Die Bedingungen für die Befreiungsbewegungen sind jedoch völlig unterschiedlich. Während die ETA selbst im Baskenland aufgrund verschiedener Anschläge inzwischen auf Ablehnung stößt, hat die Unterstützung für die IRA in Nordirland — trotz einiger katastrophaler Anschläge — in den vergangenen zwanzig Jahren nicht abgenommen. Der Grund dafür liegt in den unveränderten Lebensbedingungen der katholischen Bevölkerungsminderheit, die bei der Wohnungs- und Jobvergabe nach wie vor diskriminiert wird, wie selbst das britische Nordirlandministerium eingesteht.
Europa wächst zusammen, die Sowjetunion zerfällt. Das Beispiel des Führers der georgischen Unabhängigkeitsbewegung, Zviad Gamsakhurdia, zeigt, daß das Recht auf Unabhängigkeit nicht unbedingt auch anderen Kleinstnationen zugestanden wird, wenn der eigene Machtanspruch dadurch gefährdet wird. Stalins Evakuierungspolitik in den vierziger Jahren, als zahlreiche Kleinvölker einfach umgesiedelt wurden, hat der Sowjetunion heute zwei Dutzend Palästinas beschert.
Im europäischen Zentrum, wo Solidaritätsbekundungen mit Befreiungsbewegungen in den Ländern der Peripherie und vor allem der Dritten Welt in den siebziger Jahren Hochkonjunktur hatten, ist dieses Thema inzwischen abgeschrieben.
Die Linke in Deutschland hat sich offenbar damit abgefunden, daß es keine Alternative zum Kapitalismus gibt. Passen sozialistische Befreiungsbewegungen nach der „Wende“ in Osteuropa nicht mehr ins Weltbild der deutschen Linken? All diesen Fragen geht die EUROTAZ heute nach.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen