: Thatcher hintertreibt Gegenkandidatur
Dublin (taz) — Die britische Premierministerin Margaret Thatcher kämpft mit allen Mitteln um ihr politisches Überleben. Am Dienstag beschloß sie, der Opposition in der eigenen Partei nur wenig Bedenkzeit einzuräumen: Genau eine Woche haben potentielle Gegenkandidaten ab heute Zeit, sich für die Wahl zur Tory-Führung zu bewerben und sich dafür Unterstützung unter den konservativen Abgeordneten zu sichern. Thatcher setzt darauf, daß die Hinterbänkler nicht die Spaltung der Partei riskieren werden. Andererseits fürchten viele Abgeordnete um ihren einträglichen Parlamentssitz, falls Thatcher die Partei in die nächsten Wahlen führen sollte.
Die beiden aussichtsreichsten Kandidaten, Michael Heseltine und der vor einer Woche zurückgetretene Thatcher-Stellvertreter Geoffrey Howe, haben bereits abgewinkt. Sie wissen, daß sie nur einmal die Chance zur Gegenkandidatur erhalten — eine Niederlage wäre ihr politisches Ende. Es ist wahrscheinlicher, daß wie im vergangenen Jahr ein Hinterbänkler als „trojanisches Pferd“ kandidieren wird, um die Opposition gegen die Premierministerin auszuloten.
Thatchers loyale Anhänger haben gestern bereits diskutiert, wieviele Gegenstimmen noch verkraftbar wären. Nach allgemeiner Einschätzung wäre ihre Position unhaltbar, sollte der Gegenkandidat deutlich über hundert Stimmen erhalten. Thatchers engster Berater, Norman Tebbit, ist jedoch davon überzeugt, daß die Premierministerin aus einer Führungswahl gestärkt hervorgehen würde: „Es würde lediglich einmal mehr beweisen, daß ihre Stellung beherrschend ist.“
Das zu erwartende schwache Abschneiden der Torys bei den beiden Nachwahlen zum Parlament, die heute in Bradford und Bootle stattfinden, könnte die Lage für Thatcher jedoch weiter verschärfen und die mühsam zur Schau getragenen Einheit der Partei zerbrechen lassen. Ralf Sotscheck
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