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Wagner unter Druck

■ Bezirksbaustadträte sind gegen die Umfahrung des Brandenburger Tores

Tiergarten. Verkehrssenator Horst Wagner (SPD) gerät mit seinen Plänen, den Autoverkehr eng um das Brandenburger Tor herumzuführen, zunehmend unter Druck. Nach anderen Kritikern haben sich gestern auch die Bezirksstadträte von Tiergarten und Mitte gegen das Vorhaben Wagners gewehrt, die Straßen Unter den Linden und die Straße des 17. Juni für die Blechlawine zu verbinden.

Nach den Befürchtungen der Bezirksbaustadträte könnte der Senat die Entscheidung der Schreyer-Behörde, den Tiergarten vorläufig unter Denkmalschutz zu stellen, mit einer »politischen Entscheidung« unterlaufen und noch vor den Wahlen am 2. Dezember vollendete Tatsachen schaffen, so die Baustadträtin des Bezirks Mitte, Dorothee Dubrau (Bündnis 90-nah). Die Rücknahme der Verkehrsverbindung durch das neugewählte Landesparlament wäre dann politisch schwer durchsetzbar. Bereits in den letzten Tagen sind zahlreiche Nachfragen und Beschwerden zur Öffnung der Verkehrsverbindung beim Bezirksamt Mitte eingegangen.

Zusammen mit dem Bezirksamt Tiergarten werben die Bezirkspolitiker für eine verkehrsberuhigte Zone am Brandenburger Tor. Auch wenn die Baubezirksstadträte von Tiergarten und Mitte noch kein Alternativkonzept zu den Wagner-Vorschlägen haben — eine enge Umfahrung des Brandenburger Tores wollen sie auf jeden Fall verhindern: die Bausubstanz des Brandenburger Tores wäre durch die Abgase gefährdet, die bereits erkrankten Silberlinden auf der Straße Unter den Linden würden möglicherweise völlig absterben und der Tiergarten als »die grüne Lunge Berlins« würde durch den Durchgangsverkehr weiter »eingeschnürt«, so Tiergartens Baustadtrat Horst Porath (SPD). Zudem würde durch die »Degradierung des Brandenburger Tores zur Verkehrsinsel« unzulässig in die künftige Gestaltung des gesamten Gebietes eingegriffen. Entscheidungsrechte haben die Bezirkspolitiker allerdings nicht. Ihre Forderung nach mehr Mitbestimmung der Betroffenen blieb bisher ungehört. Rochus Görgen

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