■ NOCH 3332 TAGE BIS ZUM JAHR 2000
: Sexuelle Analphabeten

Die US-Bürger sind, zumindest, was ihre Kenntnisse im Bereich der Sexualität angeht, wahre Analphabeten. Zu diesem Schluß kommt die Sexualforscherin June Reinisch. „Kein Wunder, daß wir die höchste Rate von Teenagerschwangerschaften in den westlichen Industrieländern haben“, klagte die Direktorin des Forschungszentrums für Sexualität an der Universität von Indiana. „Kein Wunder, daß die Rate der sexuell übertragbaren Krankheiten weiter steigt. Und kein Wunder, daß die Aids-Krise nicht nachläßt.“ Für ihre Studie war knapp 2.000 Amerikanern ein Katalog von 18 Fragen vorgelegt worden. 55 Prozent schafften es nicht, wenigstens zehn der Fragen korrekt zu beantworten. So war etwa die Hälfte der Befragten der (falschen) Auffassung, daß eine Frau während der Zeit der Menstruation nicht schwanger werden kann. Nur 21 Prozent wußten, daß jeder vierte Amerikaner einmal in seinem Leben sexuelle Erfahrungen mit einem anderen Mann gemacht hat.

Ihre Unkenntnis hindert die Amis allerdings nicht daran, sich an blöden Sexspielen zu beteiligen. Gerade läuft ein spannendes Wettvögeln. In Des Moines im Staate Iowa stehen drei Ehepaare in einem rasanten Wettbewerb: Wer wird zuerst schwanger — Ann Fouche, Lisa Machamer oder Colleen Tendall? Die drei jungen Frauen haben sich zusammen mit ihren Ehemännern für ein Preisausschreiben der Rundfunkstation KRNQ gemeldet, die für das Paar mit der am schnellsten herbeigeführten Schwangerschaft einen Sparbrief mit 1.000 Dollar, ein Babybett sowie kostenlose Windelwäsche für sechs Monate bereithält. Für diese attraktiven Preise wird gerammelt, was das Zeug hält. Jeden Freitag morgen berichten die drei Paare im Radioprogramm ausführlich über den Fortgang ihrer Bemühungen. Die Hörer werden zudem aktuell über das Ergebnis der Schwangerschaftstest unterrichtet, die im Rundfunkstudio vorgenommen werden. „Wir probieren es nun schon seit etwa fünf Monaten“, berichtet die 27jährige Ann Fouche, „da haben wir uns gedacht, wir könnten damit ja auch ein paar Preise gewinnen.“ Der Wettbewerb, der ebenso wie ein bekanntes Pferderennen als „Breeders Cup“ (Züchterpokal) bezeichnet wird, begann am 2. November. Anmelden konnten sich alle Paare, die bisher noch ohne Kinder waren. Die anfängliche Scheu, öffentlich ihren Zeugungseifer kundzutun, hat sich bei den Teilnehmern längst gelegt. „Wir machen eigentlich nicht viel anderes als andere Leute“, erklärte Roger Fouche. Karl Wegmann