: SU verweigert neue UN-Resolution
■ Bush muß sich auch nach dem Pariser Gipfel noch gedulden
Mit eisigem Schweigen quittierten in Paris Bush und seine Umgebung die Ankündigung Saddam Husseins, aufgrund der moderaten Rede Kohls auf dem KSZE- Gipfel würden alle deutschen Geiseln nun freigelassen. Dabei hatte Kohl unentwegt versichert, die Deutschen würden auf keinen Fall aus der Anti-Hussein-Allianz aussteigen und auch weiterhin jede Resolution des Weltsicherheitsrates voll mittragen. Darum vor allem war es Bush in Paris gegangen. Bereits am Montag abend traf er sich zu einer ersten Runde mit Gorbatschow, um auszuloten, wieweit die Sowjetunion bereit ist, eine neuerliche UN-Resolution, die ausdrücklich ein militärisches Eingreifen sanktionieren soll, mitzutragen. Obwohl auch Gorbatschow betonte, er stehe weiterhin fest auf dem Boden der bisherigen UN-Resolutionen, wollte er sich dennoch nicht drängen lassen. Bevor die Gemeinschaft zum letzten Mittel greift, so Gorbatschow, solle man Saddam Hussein noch etwas Zeit lassen, um vielleicht doch noch einen friedlichen Rückzug aus Kuwait zu bewerkstelligen. Ob und wann es zu einer neuen UN- Resolution kommen wird, ist damit auch nach dem Gipfel in Paris noch unklar. In seiner abschließenden Pressekonferenz dementierte Bush denn auch alle Gerüchte, die USA hätten bereits einen Termin für ein letztes Ultimatum an Saddam Hussein festgelegt. Gleichzeitig beklagte Bush noch einmal den Zynismus in Bagdad, die Geiseln, wohl vor allem die amerikanischen, erst in einem Zeitraum bis März herauszulassen, um so über die militärisch gefährlichste Zeit zu kommen.
Nach Einschätzungen aus deutschen Delegationskreisen, werden die USA dieses Spiel in keinem Fall mitmachen. Das gefährlichste was Saddam Hussein tun könne, sei, letztlich nur noch die US-Staatsbürger zurückzuhalten. Dies würde unweigerlich zum Krieg führen. Ließe Hussein jedoch jetzt alle Geiseln frei, sei eine Lösung, wie sie bereits Jordaniens König Hussein vorgeschlagen hat, denkbar: Saddam zieht sich aus Kuwait zurück und bekommt dafür zwei Inseln in der Golfmündung und die Schürfrechte an dem umstrittenen Ölfeld in Rumalla. Jürgen Gotschlich
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