Grand cru für die Wümmewiesen

■ Illustrer Abend mit einem echten Prinzen für das Naturschutz-Sponsoring

Der schon ergraute Prinz war erst als letzter Redner vorgesehen. Als Casimir J. Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg kurz vor Mitternacht in der noblen Schalterhalle der Sparkasse am Brill ans Rednerpult trat, hatten Sechs-Gang-Menü und der 86er St. Emilion-Chateau (grand cru, versteht sich) bei ihm wie seinem Auditorium schon Wirkung gezeigt: Prinz Casimir, der Präsident der Umweltstiftung WWF- Deutschland, warf sein Redemanuskript kurzerhand über den Haufen und improvisierte.

Zusammen mit Bremens Umweltsenatorin Eva- Maria Lemke-Schulte wollte der aus Frankfurt angereiste Prinz an diesem Abend für ein Öko-Sponsoring zugunsten der Wümmewiesen werben: Denn das Naturschutzprojekt „Borgfelder Wümmewiesen“ geht jetzt in seine zweite Förderphase. 8,3 Millionen Mark kostet dies in den nächsten fünf Jahren. 75 Prozent davon trägt der Bund, 15 % das Land Bremen und weitere 10 %, also 800.000 Mark der World Wide Fund for Nature (WWF), der sich als Träger dieses Naturschutzprojektes verpflichtet hat. Zu den festlich gedeckten Achter-Tischen zwischen den marmornen Säulen der Sparkasse, an denen am Freitag abend die finanzkräftigen Gäste des illustren 163. Bremer Stammtisches tafelten, richtete Prinz Casimir deshalb den Apell, „die Natur, die uns der liebe Gott gegeben hat, zu erhalten“. Und dieses Engagement für die Wümmewiesen lasse sich ja außerdem auch von den Steuern absetzen. In Bremens Umweltsenatorin, die schon zuvor, zwischen asiatischer Bouillon und pochierter Seezunge, ihr Statement für den Umweltschutz abgeben durfte, hatte der Prinz im Verlauf des Abends eine Mitkämpferin gefunden, der er einen „zornigen Willen“ attestierte um ihr gleichzeitig vorzuschlagen: „Werden Sie Akquisiteurin für den WWF falls Sie ihren Senatorenposten einmal aufgeben sollten.“

Eine erste Spendenquittung brachte den potentiellen Geldgebern schon dieser Stammtisch-Abend ein: Rund 30.000 Mark blieben nach Opera Viva, Festmenü und Prinzenrede von den 365 Mark „Eintritt“ pro Person übrig, die der Bremer Stammtisch dem WWF überweisen kann.

Imagegewinne, wie sie mit dem Engagement im Umweltschutz zu erzielen sind, seien „nachhaltiger als beispielsweise ganzseitige Werbung in der kurzlebigen Tagespresse“ gab Friedrich Rebers, Sparkassenvorstand, mäzenatischer Hausherr des Abends und heimlicher 2. Kultursenator in Bremen, seinen Managerkollegen mit auf den Weg. Die Sparkasse in Bremen werde mit gutem Beispiel vorangehen und zusammen mit der Securitas und der Bremer Landesbank 25.000 Mark pro Jahr in den nächsten fünf Jahren in die Wümmewiesen investieren. ra