„Beschlüsse haben wir, jetzt sollten wir sie umsetzen“

■ Gespräch mit dem Bremer DGB-Vorsitzenden Siegfried Schmidt über die Frauenfrage innerhalb der Gewerkschaft

Siegfried Schmidt, zehn Jahren hauptamtlicher DGB-Funktionär, ist seit 13 Monaten DGB- Kreisvorsitzender in Bremen. Bei seiner Wahl konnte er sich knapp gegen eine frauenbewegten Gegenkandidatin durchsetzen.

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Redner-Foto!

Das Paßfoto von der

Frau ist für die

„Gastkolumne“!!!

DGB-Chef Schmidt

taz: Innergewerkschaftliche Konflikte entzünden sich immer wieder an der Frauenfrage. Warum?

Siegfried Schmidt: Noch zu Beginn der 80er Jahre haben sich die Gewerkschaften sehr schwer damit getan, den Internationalen Frauentag als einen für die Gewerkschaftsbewegung sehr wichtigen Tag anzuerkennen. Damals stand ich als Organisationssekretär in Braunschweig zwischen dem Vorstand und den Kolleginnen und kann mich gut erinnern, daß den Frauen eine eigenständige Veranstaltung nicht ermöglicht werden sollte. Das war für die Gewerkschaften ein Bereich, der ganz neu und fremd war.

Dann sind Sie also den Frauen richtig dankbar, daß sie dafür sorgen, daß sich der DGB modernisiert?

Ja. Natürlich. Nicht nur den Frauen. Ich würde mir das gleiche von den Jugendlichen wünschen. Von den Angestellten auch.Großorganisationen wie die Gewerkschaften sind von ihren Strukturen her so, daß man erst einige Jahre braucht, um auch irgendwo seine persönliche Meinung einzubringen. Das ist nicht nur ein Frauenproblem.

Unsere letzte Kreisdelegiertenkonferenz am Samstag, die fand ich toll. Da wurde endlich diskutiert. Da haben Leute ihre Meinung gesagt. Das haben wir doch schon geschafft. Die totale, ausschließlich an Beschlußlagen ausgerichtete Situation, ist keine Geschichte, die wir weiterhin machen sollten.

Wobei im Moment Ihr Problem ja ist, daß hochangesiedelte Mitglieder in der Frauenfrage noch immer weit hinter die Beschlußlage zurückfallen.

Nicht nur in der Frauenfrage. Ich habe neulich schon im Freundeskreis gesagt: Wir haben mittlerweile fast alles was es zu beschließen gibt, beschlossen. Wir sollten uns jetzt mal an die Umsetzung ranmachen.

Sehen Sie es als gewerkschaftsschädigend an, wenn im Vorstand der Arbeiterkammer so eklatant gegen gewerkschaftliche Grundsätze verstoßen wird? Dort war ein Bewerber auf Platz eins gesetzt worden, obwohl die Mit-Bewerberin viel qualifizierter war.

Mit dem Wort gewerkschaftsschädigend würde ich mal vorsichtig umgehen. Das macht sich für mich in anderen Bereichen fest: Rechtsradikalismus, Neofaschismus. Eine Unterrepräsentanz von Frauen in den Kammern ist insofern schädlich für unsere Gewerkschaftsarbeit, als es eine Unberücksichtigung unserer geltenden Beschlußlagen darstellt. Von daher ist es insgesamt für das Nach-vorne-gehen von Gewerkschaften, für das ich ja bin, nicht gerade nach vorne gerichtet und somit schädlich.

Hätten Sie sich träumen lassen, daß Sie Ihren Vorgänger Heinz Möller mal an die gewerkschaftlichen Beschlußlagen erinnern müssen?

Träumen lassen... Ich finde, es ist erstmal gar nichts Verwerfliches, wenn unter Kollegen auch mal deutliche Worte gesprochen werden. Ich kann mir vorstellen, daß Heinz Möller diese Beschlüsse kennt, aber gleichwohl ist es meine, unsere Aufgabe, die Beschlußlage der Gewerkschaften deutlich zu machen.

Muß der Kreisfrauenausschuß Ihnen seine Presseerklärungen vorlegen?

Formal ja. Weil die Außendarstellung des DGB Bremen über den Kreisvorstand erfolgt. Und da der ja nicht jeden Tag zusammensitzen kann, wird das dann auf meine Person übertragen. Das läuft da schon über meinen Schreibtisch. Aber ich habe da noch keine Änderung oder Streichung vorgenommen.

Wie wollen Sie Ihre Ideen von Emanzipation im eigenen Haus umsetzen?

Der DGB Bremen ist bereits so ausgestattet, daß wir von 21 Beschäftigten vier Männer haben, der Rest sind Frauen...

Ein Mann ist der Vorsitzende...

...der eine ist Jugendbildungsreferent, zwei sind Rechtssekretäre. Drei Frauen arbeiten im Bereich Rechtsschutz, zwei in der Organisation, die anderen Kolleginnen sind halt unsere Verwaltungssekretärinnen.

Fragen: Barbara Debus