66 Prozent für die Bremer SPD

■ 500 AusländerInnen gaben ihre Stimmen ab — viele zum ersten Mal im Leben hier bitte das Foto mit der Wahlurne

In Urnen wie dieser steckten gestern die Stimmen von 500 BremerInnen fremder PaßfarbeFoto: Sabine Heddinga

Bereits um 18:30 Uhr waren gestern abend 503 Wahlzettel von BremerInnen ausgezählt, die eigentlich gar keine Stimme haben: Rund 30 Mitglieder des „Komitees für gleiche Rechte und Demokratie“ waren am Samstag und Sonntag mit Wahlurnen durch die Stadtteile gezogen. BremerInnen mit ausländischen Pässen konnten dort kopierte Original- Stimmmzettel abgeben. Das Ergebnis: Die SPD konnte mit 66 Prozent locker die absolute Mehrheit einstreichen.

Auch die Grünen holten mit 19 Prozent bei Bremens AusländerInnen deutlich mehr Stimmen als bei den BremerInnen deutscher Paßfarbe. Selbst die PDS lag mit 5,4 Prozent weit vor FDP (1,2), Grauen (1,2) und NPD (0,4). Ziemlich schlecht sah vor allem die in Bremen sowieso nicht gerade starke CDU aus: Mit ganzen 3 Prozent bekam sie weniger Stimmen als ungültige Wahlzettel abgegeben worden waren. Im Bereich Hemelingen und Osterholz-Tenever war die SPD noch stärker als im Durchschnitt: Dort holte sie 80 Prozent.

„Wir hatten ganz viele gute Gespräche“, freuten sich die türkischen, kurdischen und arabischen InitiatorInnen der Abstimmung. Immer wieder waren sie bei ihren Hausbesuchen gleich noch zum Tee eingeladen worden. Immerhin war es für viele überhaupt die erste Gelegenheit, einmal einen Wahlzettel anzukreuzen. „Ich bin jetzt 36, aber hier darf ich nicht wählen und in der Türkei kann ich nicht wählen, weil ich ja hier lebe und es dort keine Briefwahl gibt“, sagte ein Türke. Ein anderer blieb allerdings skeptisch: „Wenn Wahlen etwas verändern könnten, wären sie verboten“, ahnte er aus türkischer Erfahrung.

Mit vielen Diskussionen, aber letztlich erfolglos endete der Versuch eines kurdischen Asylberchtigten, sich in einem Wahllokal im Steintor die Stimme seines deutschen Freundes übertragen zu lassen. Der Wahlleiter nahm den in der Kabine korrekt angekreuzten Stimmzettel nicht an. Ase