Klang und Wut

■ Wenige wählten am Sonntag den finnischen Schlagzeuger Edward Vesala

Bei den Wahlergebnissen blieben offenbar Viele lieber zuhause. Sogar viele Stammgäste, die sonst bei jedem DACAPO Konzert zu sehen sind, fehlten diesmal, und so kamen auf jeden der sieben Musiker gerade zwei oder drei Zuhörer.

Dabei war hier eine Musik zu hören, bei der man die Bundestagswahlen schnell vergessen konnte: „Sound and Fury“ — Klang und Wut hieß Vesalas sehr junge neue Band und genauso spielten sie auch.

Der Jazzveteran Vesala — immer noch mit langem Zopf, Walroßbart und abstehenden Ohren — machte mit den sechs jungen Musikern (ohne den im Programm aufgeführten Bassisten) eine Musik, die zugleich brachial und feinsinnig war.

Dröhnende Tonkaskaden wurden da aufs Publikum losgelassen. Bei Vesalas freiem Spiel auf den Trommeln und seinem verzückten Singen und Grunzen wurden die sechs Mitspieler zu einer anarchistischen Bigband.

Die Kraft und Aggression tönte besonders aus den schreienden Bläsersätzen und der dreckig verzehrten E-Gitarre heraus, aber dies war kein Chaos sondern ein genau durchkalkuliertes, sorgfältig arrangiertes Inferno auf Abruf.

Die wenigen ruhigen Stücke überraschten um so mehr durch ihren Wohlklang und die ungewöhnliche Instrumentierung. Zwei Querflöten spielten da zusammen mit einer Bassklarinette, gestopfter Trompete, Harfe und dem nun behutsam schwebenden Schlagzeug.

Alle Musiker spielten mehrere Instrumente — ein Bläser etwa drei Saxophone, Flöten und afrikanische Trommeln — und diese individuelle Vielseitigkeit spiegelte die Bandbreite von Vesalas Musik.

Zwischen Freejazz, Rock, Urschrei und Fanfaren wurde dem Publikum ein Konzert geboten, daß nicht leicht zu verdauen, dafür aber immer spannend, skurril und kompromißlos war. Rebellische Musik, die Spaß machte! Genau das Richtige für diesen Abend.

Willy Taub