Steh-auf-Sympis

■ Enttäuschung bei Grünen-Sympis weicht Trutzstimmung

„Macht den Grünen Beine“ hatte eine WählerInnen-Initiative vergangene Woche noch hoffnungsvoll gefordert. Doch die schickten nicht, wie gefordert, mit 12 % ihrer Stimmen einen Bremer Grünen nach Bonn, sondern ließen die KandidatInnen der Öko-Partei schlicht im Regen stehen. Zwei Mitunterzeichner des Aufrufs — Ulrich K. Preuß (Verfassungsrechtler, Nicht-Grüner) und Hans-Georg Isenberg (Hochschuldozent für Arbeiterbildung) — erklärten der taz ihre ganz persönliche Einschätzung des Grünen Wahlergebnisses.

Ulrich K. Preuß beschreibt seine Stimmungslage nach erster Enttäuschung als „gefaßt“, sieht in der Niederlage eine „heilsame Chance“, und setzt für die Zukunft auf einen „organisierten Lernprozeß“ und eine „grundlegende Neuorientierung“. Für Preuß haben sich die Grünen in der Vergangenheit mehr mit sich selbst und mit internen Problemen beschäftigt als mit den Problemen, die die Leute interessieren. Jetzt seien Analysen der Stärken und Schwächen gefragt, und vor allem müßten die Grünen daraus Konsequenzen für ihre innere Struktur ziehen. Um die Frage, ob die Grünen eher eine Erscheinung ihres Sozialen Milieus oder eher eine Partei im klassischen Sinne seien, könnten sie sich nicht länger herumdrücken.

Nach der Wahl ist für Hans- Georg Isenberg klar: Besonders die liberal aufgeklärten Leute wollten dem „grünen Theater“ nicht ihre Stimme zur Verfügung stellen. Und die Jugend sei bei den Grünen erst gar nicht präsent: „Wir starren doch nur auf unsere Generation.“ Die Grünen, die anfangs ihr WählerInnenpotential von der SPD abgeschöpft habe, könne auf diesen Fundus jedoch nicht mehr bauen. Und wie die Affen hinter Koalitionen herzulaufen, sei auch nicht der richtige Weg. Isenberg: „Die einzige Chance liegt im alten Anspruch, quer zu den Strukturen anzutreten.“ Er persönlich neige deshalb auch eher zur Jetzt-erst-recht als zur Endzeitstimmung.

Am Herzen liegen dem Arbeiterbildner besonders die alternativen Projekte, die auf Demokratie gesetzt haben und die mit dem Kaputtgehen des Apparates nun gefährdet scheinen. „Es reicht nicht, den Projekten Sympathie entgegenzubringen, man muß sie auch offensiv unter die Leute bringen“, und dazu gehöre nun auch mal der Gang zur Wahlurne alle vier Jahre.

Er persönlich wolle sich aktiv weiter einmischen. Die Wahlniederlage ist nach Meinung Isenbergs gerade noch rechtzeitig gekommen, um neue Auseinandersetzungen zu führen. „Wären die Grünen über die 5 % gerutscht, dann hätte dies nur dazu geführt, daß sich die einzelnen Lager weiter zerfleischen.“ ra