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Wie der Herr, sos Geschärr

■ Sonntags bei SAT.1: „Kleine Elefantenrunde“ im Talk-Turm

Konrad Adenauer hatte 24 Enkel. Warum ausgerechnet der größte Langweiler unter ihnen eingeladen wurde, bleibt völlig unverständlich. „Was Kinder berühmter Politiker zur Wahl sagen“, wollte SAT.1 wissen. Neben dem arrogant-belehrenden Adenauer-Enkel Patrick (30) präsentierten Heidi Schüller und Erich Böhme den Enkel des ersten deutschen Bundespräsidenten, den in der Schweiz lebenden Arzt Ludwig Theodor Heuss (29), die Tochter des einstigen SED- und jetzigen PDS-Politikers Hans Modrow, Irina (28), Historikerin an der Akademie der Wissenschaften, den Strauß- Sprößling Max (31), Bruno Kreisky-Abkömmling Peter (46) aus Wien und die dissidente Theologin Ute Ranke-Heinemann.

Wie der Herr, sos Geschärr. Tapfer warfen sie sich ins Geschirr der ererbten Parteien — mit einer Ausnahme: Heuss, der seinen Großvater nicht mehr bewußt erlebt hat, mußte sich mehrmals distanzieren. „Ich stehe nicht für die FDP, auch nicht als Gralshüter irgendeines Vermächtnisses.“ Damit fehlte denn auch die FDP in der Runde. Und statt eines Peter Kreisky wäre ein Peter Brandt reizvoller gewesen, vor allem bei dem Wahlergebnis. Mit Uta Ranke-H. („Warum soll ich jetzt mit Patrick Krach kriegen, wo mein Vater mit Konrad schon immer Krach hatte?“) waren nicht nur die „schlimmsten Erwartungen meines Vaters“ eingetreten. Beharrlich redete sie am Thema vorbei und nutzte die Sendezeit zur kostenlosen Werbung ihres Buches.

Amüsant allein Strauß-Sprößling Max und sein Bedauern über das Wahlergebnis der Grünen. Ohne auch nur ansatzweise peinlich berührt zu sein, beantwortet er Böhmes hinterhältige Frage nach dem Verhältnis seines Vaters zu Schalck-Golodkowski. Diesen „Emissär Honeckers“ habe er „zu Hause mehrfach erlebt“. Und da er schon einmal aus dem Nähkästchen plauderte, wußte er auch zu berichten, die von seinem Vater damals vermittelten Milliardenkredite seien dem dringenden Wunsch geschuldet gewesen, die Lebensverhältnisse der DDR-Bevölkerung zu verbessern. Das glaubte dann auch das Mauerblümchen der Sendung, Irina Modrow, die „seit zehn Jahren kritische Diskussionen“ mit ihrem Vater führt, allerdings nicht über den Schießbefehl an der Grenze. „Ich bin doch von der Zweistaatlichkeit ausgegangen...“, hauchte sie ins Publikum.

Eine Sendung ohne Temperament. Nur der bajuwarische Gast sorgte für unterhaltsame Augenblicke. Große Namen allein machen eben noch keine Talkshow. bg

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