: Somalias Diktator in Bedrängnis Ausnahmezustand im ganzen Land
Mogadischu/Berlin (taz/afp) — Somalias Präsident Mohammed Siad Barre hat über sein Land den Ausnahmezustand verhängt und eine Generalmobilmachung angeordnet. Einheiten der bewaffneten Oppositionsgruppe „United Somali Congress“ stehen nach unabhängigen Angaben 50 Kilometer vor der Hauptstadt Mogadischu. USC- Oberstleutnant Abdullahi Mohammed Ahmed erklärte, der Mogadischu am nächsten gelegene Stützpunkt läge in Gumarey, 48 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt.
In einer Mitteilung des somalischen Verteidigungsministeriums werden alle Reservisten, pensionierte Soldaten und „kräftige Männer“ aufgefordert, sich bei den Streitkräften zu melden. Es gehe darum, so die Mitteilung, „die nationale Einheit und den Zusammenhalt sowie die Sicherheit und Ehre des Landes“ zu verteidigen. Nach offiziellen Angaben verfügt die Regierung über 65.000 Mann unter Waffen. Aufgrund verbreiteter Desertion schätzen Diplomaten ihre Zahl aber eher auf 10.000.
Seit einiger Zeit kontrolliert das Regime des seit 1969 regierenden Siad Barre nur noch Mogadischu und die unmittelbare Umgebung. Der Nordteil Somalias wird schon seit längerem von der „Somalischen Nationalbewegung“ beherrscht. Der USC ist vor allem in Zentralsomalia aktiv und damit in Gebieten, die näher zur Hauptstadt liegen. Er kontrolliert die Städte El Bur und El Deren und nahm Ende November die strategisch wichtige Stadt Bulo Burti ein, die an der Straße von Mogadischu in den Norden liegt.
In letzter Zeit haben Italien und Ägypten Sondierungen begonnen, um einen „Runden Tisch“ zwischen Siad Barre und den Oppositionsgruppierungen zustande zu bringen. Hauptforderung der Opposition ist der Rücktritt Siad Barres. Danach wird die Föderalisierung des Landes gefordert, um den Interessen der verschiedenen Clans des somalischen Volkes Rechnung zu tragen. Somalische Oppositionelle, die am Wochenende in Berlin zusammentrafen, meinten, Barres Sturz stünde unmittelbar bevor. D.J.
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