Fiffi, allerliebstes Hundemonster

■ Richtig gezüchtet und dressiert werden aus Pit-Bull-Terriern Killer

Sie sind klein und gedrungen. Die Schnauze unter der langen flachen Nase zieht sich fast bis zu den Ohren. Unter einem schmalen Schlitz verbergen sich blutunterlaufende Augen. Kurz: Sie sehen genauso furchterregend aus, wie sie heißen, die Kampfhunde, die immer dann in die Schlagzeilen geraten, wenn sie wieder einmal zu Killerhunden geworden sind. Wie am Montag in Bremen: Da fiel ein solches Tier die 54jährige Remada T. und zerfleischte die Frau. Sie überlebte mit schwersten Verletzungen.

Jan-Hendrik Brand ist als Referent für Tierschutz von Amts wegen mit dem Kampfhundeproblem befaßt. „Jeder Hund hat eine natürliche Aggressivität aber auch die Einsicht, sich dem stärkeren unterzuordnen“, sagt er. Doch der Reiz für die Kampfhund-Interessenten ist es gerade, daß sich ihr Hund eine ständige Bereitschaft zur Aggression verspürt. Um eine perfekte Kampfmaschine zu erhalten, gibt es aufeinander abgestimmte Wege. Da ist zum einen die Zucht. Kampfhund-Züchter suchen sich von den als aggressiv bekannten Hunderassen besonders aggressive Exemplare. Gut geeignet sind zum Beispiel Bulldoggen und Bullterrier. Das Ergebnis sind die berüchtigten Pit Bulls.

Aber auch andere größere Hunderassen wie Schäferhunde, Rottweiler oder Mastinos eignen sich als Kampfmaschinen. Vorausgesetzt, die zweite Bedingung wird erfüllt: Die gezielte Abrichtung auf andere Hunde oder Menschen. Wer beispielsweise seinen Hund isoliert in Zwingern hält und dann auf losläßt, der hat gut Chancen sein Tier als aggressive Bestie zu erleben.

Hunde, so erläutert Tierexperte Jan-Hendrik Brandt, wollen zunächst immer Führer des Rudels sein. Auch in menschlicher Gemeinschaft kämpfen sie um die Rangfolge. Haben sie verloren, ordnen sie sich unter. Sobald sie jedoch in eine neue Umgebung oder mit anderen Menschen zusammenkommen, nehmen sie den Kampf wieder auf. Ein Verhalten, daß Kampfhunde zur tödlichen Gefahr werden läßt. Kämpfen zwei Hunde miteinander, so hört der Sieger spätestens dann auf, wenn der Unterlegene ihm die Kehle darbietet, Kampfhunde nicht. Brandt: „Diese natürliche Beißhemmung kann man wegzüchten.“ Dieser Zuchterfolg ist bei Pit-Bulls besonders gefährlich: Ihr Gebiß schnappt mit dem Druck von einer Tonne zu.

Nachdem die Neuzüchtungen starken Absatz im Zuhältermillieu gefunden haben, will die Nordrhein-Westfälische Landesregierung über den Bundesrat dem gefährlichen Geschäft mit den Hunden einen Riegel vorschieben. Der Bremer Senat beschloß in der vergangenen Woche den Antrag zu unterstützen. Die Kreuzung bestimmter Rassen soll verboten werden, den Hundehaltern scharfe Auflagen gemacht werden. Tierexperte Brandt hält dies für dringend notwendig aber ungemein schwierig: Denn Hundezüchter, die nicht mehr als drei Zuchthündinnnen haben, unterliegen nicht der staatlichen Kontrolle. Und mit der Kontrolle der als blutrünstigen Kampfhunde ist es auch nicht getan. Barth: „Es ist verdammt schwer, sich auf irgendwelche Rassen zu stürzen. Es gibt auch die allerfriedlichsten Bullterrier.“ hbk