Das Senatoren-Karussell dreht sich

■ Lummer als Innensenator, Schwierzina als Bürgermeister?/ CDU will nächste Woche mit der SPD verhandeln/ Gerüchte blühen

Berlin. An der großen Koalition für Berlin führt kein Weg mehr vorbei: CDU-Wahlsieger Eberhard Diepgen will der SPD noch in dieser Woche einen Verhandlungstermin offerieren. Verhandelt wird nach dem Wunsch Diepgens nur mit der SPD. Die Spekulationen über ein mögliches Bündnis aus CDU, FDP und Bündnis, die sein Generalsekretär Landowsky am Montag geschürt hatte, sind damit beendet. Die SPD will offiziell erst auf einem Sonderparteitag am Samstag über die Beteiligung an einer großen Koalition entscheiden. Es gilt jedoch als ausgeschlossen, daß dort kein ensprechender Beschluß gefällt wird — trotz großer Widerstände in einzelnen Kreisverbänden. Die Angst, daß die CDU dann sofort Neuwahlen ausschreibt und die SPD wegen Verweigerung auf 20 Prozent sackt, dürfte die nötige Parteidisziplin herstellen.

Während offiziell noch gar keine Koalition besteht, wird in den Hinterzimmern bereits die künftige Ressortverteilung ausgekungelt. Die CDU hat klar angemeldet, den Regierenden stellen zu wollen, und der heißt Eberhard Diepgen. Sicher sind der CDU das Ressort Umwelt/Stadtentwicklung, das Ex-Kultursenator Hassemer haben möchte. Als weiterer sicherer Kandidat gilt Uwe Lehmann-Brauns im Amt des Kultursenators. Ein harter Kampf steht in den Koalitionsverhandlungen bevor, wenn die CDU, wie zu erwarten, das Innenressort für sich beansprucht. Zwar äußerte Erich Pätzold intern die Hoffnung, dieses Amt weiter bekleiden zu dürfen, tatsächlich wird der Exponent von Rot-Grün kaum Chancen haben. Ins Gespräch gebracht hat sich dafür Rechtsaußen Heinrich Lummer, der sowohl im Bundestag wie auch im Abgeordnetenhaus ein Mandat hat. Die SPD könnte sich hier sehr bald in der Rolle des Krötenschluckers wiederfinden, die sie vorher der AL überlassen hat. Chancen auf Weiterbeschäftigung haben Finanzsenator Norbert Meisner, der für Verkehr im Gespräch ist, Sozialsenatorin Ingrid Stahmer und Bausenator Wolfgang Nagel. Absolut chancenlos sind der jetzige Verkehrssenator Horst Wagner, Kultursenatorin Anke Martiny und Bundessenatorin Heide Pfarr. Etwas mehr Glück könnte noch Jusitzsenatorin Jutta Limbach haben; die CDU wird dafür das Wirtschaftressort an Elmar Pieroth geben und das Finanzressort möglicherweise an den Bezirksbürgermeister von Zehlendorf, Jürgen Klemann. Unklar ist die politische Zukunft von Walter Momper, der ganz sicher nicht im Senat sitzen wird. Möglicherweise schielt er jetzt auf den Fraktionsvorsitz, könnte dort aber von Ditmar Staffelt aus dem Rennen geschlagen werden. Staffelt wiederum hat aber auch Chancen, Senator zu werden. Die größten Hoffnungen auf ein neues repräsentatives Amt macht sich indessen Mompers Pendant aus dem Osten, Oberbürgermeister Tino Schwierzina. Durch das vergleichsweise gute Abschneiden der SPD im Ostteil der Stadt besteht die neue Fraktion fast zur Hälfte aus Ostlern — ein schwerer Brocken für die West- SPD. Schwierzina verspürt offensichtlich jetzt neuen Aufwind und hat sich bereits indirekt als Bürgermeister empfohlen: Er habe schließlich gute Erfahrungen mit der CDU in einer großen Koalition... kd