piwik no script img

Laudate Allah!

■ “Sarband“, medievale okzi-orientalische Musik

Immer wieder inspirieren die eingängigen Melodien der weltlichen und geistlichen Musik des Mittelalters moderne Musiker zu dem Versuch, ein ansonsten eher populären Klängen zugewandtes Publikum zu gewinnen. Orffs „Carmina Burana“ ist das wohl zeitloseste Beispiel, „Ougenweide“ bereicherte einst die deutsche Folk-Szene und das britische Independent-Duo „Dead Can Dance“ stillt derzeit ein diffuses Bedürfnis nach beladener Mystik im Popmusikbereich.

Die türkisch-italienisch- deutsch besetzte Gruppe „Sarband“, am Montag im Oberen Rathaussaal unter atmosphärisch und akustisch einwandfreien, optisch aber unzumutbaren Bedingungen zu erleben geht hierbei einen vergleichsweise schwer zugänglichen Weg. Die beliebte Verbindung orientalischer und europäischer Töne legt „Sarband“ eng und mit intellektuellem Anspruch aus: Um den Einfluß islamischer Musik auf die religiöse europäische Musik des Mittelalters deutlich zu machen, stellt das Ensemble beispielsweise traditionelle islamische Musik der der italienischen Laienbrüderschaften des 13. Jahrhunderts, der „Laudesi“, gegenüber.

Das Ergebnis war ein leises, dem Publikum hohe Konzentration abforderndes Konzert von über weite Strecken beinahe meditativer Verhaltenheit. Die drei klar und eindrucksvoll die einstimmigen italienischen Lauda intonierenden Sängerinnen kontrastierten sanft zu den meist instrumentalen, von Ud, Drehleier und Rohrflöte getragenen islamischen Themen. Kontemplative Soli von Rohrflöte, Laute und Drehleier, stimmige, wohlkalkulierte aber unspektakuläre Übergänge zwischen den Kulturkreisen sorgten für eine fast atemlose Spannung im Saal.

Die Klänge von „Sarband“ sind inzwischen auch dokumentiert: Als neuestes Exemplar der feinen Edition des Bremer „Jaro“-Labels. Unbedingt empfehlenswert. Rainer Köster

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen