Funktionäre sitzen Probleme aus

■ Dieter Wilhemi treibt Medien-KollegInnen zum Beitragsboykott

“Wir sind denen nur Stimm-und Geldvieh.“ Während die Mitglieder der IG-Medien in Bremen gestern erneut über den geforderten Rücktritt ihres hauptamtlichen Funktionärs Dieter Wilhelmi debattierten, zog der es vor, sich der Diskussion mit seinen Mitgliedern weiter zu entziehen und lieber im Ortsverein Syke zu dem Streit Stellung zu nehmen.

Seit September fordern die Bremer Gewerkschafter der IG- Medien ihren Bezirkssekretär Wilhelmi und dessen Kollegen, den Landesbezirksvorsitzenden Günter Rodewig, auf, wegen „gewerkschaftsschädigenden Verhaltens“ ihre Ämter niederzulegen. In einer zentimeterdicken Dokumentation hatten sie die Verfehlungen der beiden Funktionäre ausführlich belegt. Doch weder dem Angegriffenen noch dessen Arbeitgeber, dem Hauptvorstand der Gewerkschaft in Stuttgart, war dies genug: Anstatt zu argumentieren, starteten Wilhelmi und Rodewig eine Stimmungs-Kampagne gegen den revoltierenden Bremer Ortsverein. Und die Gewerkschaftszentrale in Stuttgart erklärte sich zunächst „formal nicht zuständig“. Sie forderte den Landesbezirk, und damit die betroffenen Funktionäre selbst, zur „Bereinigung“ der Angelegenheit auf.

Und die machten sich ihr eigenes Bild so. Sie luden Rodewig und Wilhelmi zu ihrer Sitzung des Landesbezirks ein, die andere Seite, den Bremer Ortsvereinsvorsitzenden Kurt Müller aber nicht. Der Beschluß des Gremiums fiel entsprechend aus: Die Diskussion solle versachlicht werden. Der Ortsverein sei außerstande, seine Vorwürfe gegen Wilhelmi zu belegen, verhalte sich damit „rufschädigend“, was der Landesbezirk dann „aufs schärfste“ mißbilligte.

Trotzdem verabredeten Landesbezirk, Ortsverein und der Stuttgarter Hauptvorstand, der sich inzwischen „Handlungsbedarf“ zugestanden hat, für den 19.12. ein erstes gemeinsames Gespräch. Auf dessen Ergebnis wollen sich die Bremer Medienarbeiter aber nicht vertrösten lassen: Sie wollen mit einem Beitragsboykott ab Januar signalisieren, daß es ihnen ernst ist mit der Erneuerung der innergewerkschaftlichen Strukturen. Die Solidaritätsbekundungen, die die Bremer dazu bisher erhielten, sind in den IG-Medienzeitungen bisher übrigens nicht erschienen. ra