“Wir sind keine Verschiebemasse“

■ Eltern fürchten: Scherfs Millionentopf reicht nur für Provisorien

Die Schule am Leibnizplatz soll zu einer Gesamtschule für die Neustadt werden. Dieser Forderung Neustädter Eltern und Initiativen schloß sich am Dienstag abend auch der Beirat mehrheitlich an (die CDU enthielt sich der Stimme). Mit ihrem Beschluß fordern die Neustädter den Senat gleichzeitig auf, Sanierung, Finanzierung und das Raumprogramm für die nächsten vier Jahre zu sichern. Und falls Bildungssenator und Bildungsdeputation am kommenden Montag die alte Schule am Leibnizplatz doch nur zu einem Schulzentrum machen wollen, dann — so der Beirat — soll dies langfristig, den Bedürfnissen entsprechend, in eine Gesamtschule umwandelbar sein. Und weil „gewöhnlich gut informierte Kreise“ den Beiräten signalisiert hatten, daß mit der Wiederbelebung der alten Schule am Leibnizplatz auch deren untergestelltes, altes Mobiliar in den Schuldienst zurückkommt, betonte der Beirat auch: Die Ausstattung soll der einer „üblichen und modernen“ für die Sekundarstufe 1 entsprechen.

In der Beiratssitzung stellten sich der Sprecher Bildungsdeputation (Heinz Aulfes — SPD), Schulaufsicht (Sigrid Jordan), Schulentwicklungsplanung (Ferdinand Berghorn) und der Landesschulrat (Hans-Georg Mews) den gut vorbereiteten Eltern. Die wollten dann vor allem vor dem Baubeginn die Schadstofffragen gelöst haben. Schulplaner Berghorn hatte mitgeteilt, daß Asbest in zementgebundener Form und Formaldehyd in 15 Jahre alten (“und damit neutralisierten“) Möbeln und Spanplatten überall im Gebäude vorkommt.

Allen Gerüchten zum Trotz beteuerte Deputationsprecher Aulfes, daß mit dem 36 Millionen großen Umbau-und Sanierungstopf der Bildungsbehörde der Sek.1-Standort Leibnizplatz in oberster Priorität „absolut gesichert“ sei. Auf bohrende Nachfragen (“Wir wollen kein Provisorium oder zur Verschiebemasse in der Neustadt werden“), ob damit den anderen Projekten wie Gesamtschule Mitte, Tenever oder Schmidtstr. Gelder abgegraben würden, wichen die Behördenvertreter allerdings aus.

Senator Henning Scherf war unterdessen bei einer Beiratssitzung im Ortsamt Mitte freimütiger: Mit den 36 Millionen seien 80 Brennpunkte zu bedienen. Dafür eine Rangfolge festzulegen, sei unglaublich schwierig. Im Grunde könnten sämtliche Bauvorhaben nur schrittweise verwirklicht werden. Den GSM-Anbau soll nun ein freier Träger durchführen. Dabei favorisiert Scherf von der Konzeption her die Planungwerkstatt. Für die Schule in der Schmidtstraße solle bis zum 1.8.91 eine Übergangslösung gefunden werden. Von da an soll jedoch das alte Schulgebäude wieder zur Verfügung stehen: Frauengleichstellungsstelle und BUND sollen weichen, hatte Scherf erklärt. ra