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Handelskammmer bilanziert 1990

■ Wirtschaftstrend „recht gut“ — Verkehrs- & Schulpolitik „großes Desaster“

Wenig, aber deutliche Senatsschelte, ein paar Appelle an die eigene Klientel und große Zufriedenheit mit der wirtschaftlichen Entwicklung: Das „bewegte und bewegende Jahr 1990“, so bilanzierte am Freitag Handelskammer-Präses Dieter Berghöfer, brachte auch in Bremen „positive Ergebnisse in fast allen Wirtschaftsbereichen“. Der umfangreiche „Jahresbericht 1990“ faßt die Daten zusammen: bundesweit überdurchschnittliche 18% mehr Bremer Industrieumsätze, deutliche 21% mehr Export, dabei Rückgang und Nachholbedarf bei Importen, besonders aus Fernost. Gestiegen sind die Fluggastzahlen (4,5%) und Luftfrachtmengen (16%), die Arbeitslosenzahlen sanken auf 12% gegenüber 14% im Vorjahr. Berghöfer: „Damit kann man recht zufrieden sein.“ Und durch die neuen Bundesländer habe Bremen wieder Handels- Hinterland, könne neue Bedeutung als „Drehscheibe und High- Tech-Hafen“ bekommen.Berghöfer warnte die Bremer Import- und Handelsfirmen davor, über der Ost-Euphorie die EG- und USA-Märkte und den Fernost- Handel zu vernachlässigen.

Ein „einziges Desaster“ und echter Standortnachteil, nahm Berghöfer kein Blatt vor den Mund, sei die Bremer Verkehrs- und Schulpolitik. Bremen solle zwar „kein Autofahrer-Mekka werden, aber auch kein geruhsamer Kurort für Fußgänger und wirtschaftsfremde Bevölkerung“. Nach Auffassung der Handelskammer helfen gegen die „Verkehrsmisere“ nicht nur Zubringerstraßen in die City und Autobahn-Tangentenrechtecke, sondern auch ein massiver Ausbau des Öffentlichen Personen- Nahverkehrs: park&ride-Plätze, Schnellbuslinien und Bahnen und dringend der Ausbau des Nah- und Fernverkehrs der Bundesbahn.

6.800 Arbeitsplätze sind in Bremen direkt von der Rüstungsproduktion abhängig. „Der weltweite Abrüstungsprozeß erfordert Diversifikation“, findet auch die Handelskammer, wenn auch nicht für das gesamte Volumen. Ein „Kompetenzzentrum Umwelttechnik“, das die Forschungs-Infrastruktur rund um die Uni mit den wirtschaftlichen Interessen verzahnt, hat die Handelskammer angeregt. Subventionen für Firmen, die von Kriegs-auf etwa Umwelttechnik umstellen wollen, hält Berghöfer allerdings für „völlig unsinnig“, weil dies nur zu „Wettbewerbsverzerrungen“ führe.

S.P.

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