: Neu im UFA-Palast: "Turtles" Karate Kid meets Muppet Show
Mit Filmen für die Kids kann man in Hollywood immer noch am meisten absahnen. Das Problem ist nur, daß sie auf der Leinwand zugleich etwas ganz Neues und immer das Gleiche sehen wollen. Da werden dann die bewährten Genres kräftig gemischt und aus den altbekannten Zutaten ein neuer Blockbuster gebastelt.
„Teenage Mutant Ninja Turtles“ mit den Puppen von Muppets-Schöpfer Jim Henson ist ein neuer Höhepunkt in dieser Richtung — die Mischung ist hier so absurd und hanebüchen auf die Spitze getrieben, daß es schon wieder Bewunderung verdient.
Es geht um vier riesige Schildkröten mit den Namen Raphael, Michelangelo, Donatello und Leonardo, die von einer Ratte im Ninja-Nahkampf ausgebildet wurden, und sich mit Jugendlichen herumkloppen, die von japanischen Bösewichtern zu Diebstählen und anderen Gräuslichkeiten verführt werden.
Alles hat man schon gesehen, aber so frech verwurstelt noch nie. Die Story selber ist dabei völlig unwichtig: die Einen suchen die Andern und dann wird gekämpft, danach suchen die Anderen die Einen und es wird wieder gekämpft, usw., usw.
Interessant und witzig wird diese Mischung aus Godzilla, Karate Kid und der Muppet Show durch die Puppen von Jim Henson. Die vier pubertierenden Schildkröten und die Gururatte wirken viel lebendiger und realer als die Schauspieler, die neben ihnen auftreten.
Vielleicht ist das der Trick des Regisseurs Steve Baron: Neben der blassen Jungjournalistin und den anderen Pickelgesichtern sind die Schildkröten eindeutig die besseren Teenies. Sie lassen dann auch einen blöden Spruch nach dem anderen ab, sind verletzlich, stark, überdreht und lieben Pizza: die idealen Identifikationsfiguren für die Jugend von heute.
In den USA gelten sie schon als die neuen Kultfiguren, und wenn ihr Sprößling zu Weihnachten kurzfristig doch lieber eine Schildkröte haben will, wissen sie jetzt warum.
Nur eins hat sich Henson doch noch nicht getraut: Bei der unvermeidlichen Schlußeinstellung küsst das schöne Mädchen wie seit ewigen Zeiten einen (entsprechend langweiligen) Knaben. Vielleicht ist das der Kick für den (bestimmt schon abgedrehten) zweiten Teil: Statt „Boy meets Girl“ endlich „Girl meets Turtle“. Wilfried Hippen
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