: „Burschen, jetzt gibt es Revanche“
■ Bayern München muß im Viertelfinale des Europapokals gegen den FC Porto spielen und stößt bereits jetzt wilde Drohungen aus/ Dynamo Dresden trifft auf die roten Sterne aus Belgrad
Zürich (dpa/taz) — Ein grausames Schicksal suchte die verbliebenen deutschen Vertreter im Fußball-Europapokal bei der Auslosung des Viertelfinales heim — allein, sie wollten es nicht wahrhaben. Anstatt im Cup der Landesmeister so lukrative Gegner wie Real Madrid, den AC Mailand oder gar Franz Beckenbauers Olympique Marseille zu erhaschen, bekommt es Bayern München am 6. und 20. März 1991 mit dem FC Porto, Dynamo Dresden mit Roter Stern Belgrad zu tun. Die Spieler und Funktionäre dieser Clubs brachen aber keineswegs in Wehgeschrei aus, sondern freuten sich geradezu. Sie glauben nämlich, daß sie weiterkommen und dann im Halbfinale auf die dicken Brocken stoßen. Angesichts der bisherigen Bilanz deutscher Clubs im diesjährigen Europapokal eine ziemlich eitle Hoffnung.
„Ein Superlos“, strahlte Bayern- Manager Uli Hoeneß nichtsdestotrotz, als der Name des Viertelfinal- Gegners bekannt wurde. „Mit dem FC Porto haben wir noch eine Rechnung offen“, versprach Mannschaftskapitän Klaus Augenthaler, eine der schwärzesten Stunden in der Europacup-Geschichte des FC Bayern München zu revidieren. Am 27. Mai 1987 hatten die Münchener im Endspiel in Wien gegen den FC Porto mit 1:2 den Kürzeren gezogen. Nach wie vor mit von der portugiesischen Partie ist Bayerns Schreckgespenst, der Algerier Rabah Madjer, der mit seinem fantastischen Hackentrick- Tor damals den Untergang der Münchner einläutete.
„Klasse, die kommen uns gerade recht“, frohlockte ungerührt Bayerns Bundesliga-Torschützenkönig Roland Wohlfarth. „Wir alle haben gegen Porto die bittersten Stunden unserer Laufbahn erlebt. Dafür müssen sie nun büßen.“ Und auch Hans Pflügler gab sich siegessicher: „Burschen, jetzt gibt's Revanche.“
Bei Dynamo Dresden rechnet man sich ebenfalls Chancen aus, die Runde der letzten Vier zu erreichen. „Ich glaube, wir sind Außenseiter, aber wir haben bereits dreimal gegen jugoslawische Gegner gespielt und da waren unsere Erfahrungen positiv“, erklärte Dynamo-Trainer Reinhard Häfner.
Eine schwierige und zugleich reizvolle Aufgabe wartet auf Franz Beckenbauer, sofern er überhaupt noch bis März bei Olympique Marseille tätig ist. Denn das Los führte den französischen Meister im Viertelfinale mit Cup-Verteidiger AC Mailand zusammen.
Der UEFA-Pokal entwickelt sich mehr und mehr zu einem internen italienischen Kräftemessen. Im Viertelfinale kommt es dabei zum lombardischen Derby zwischen Köln- Bezwinger Atalanta Bergamo und Inter Mailand. Lothar Matthäus: „Ohne überheblich sein zu wollen, rechne ich damit, daß Inter weiterkommt.“
Das Endspiel im Pokal der Landesmeister wird wahrscheinlich am 29. Mai in Bari, das der Pokalsieger am 15. Mai in Rotterdam stattfinden.
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