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Studis protestieren weiter

■ Studentenrat der Humboldt-Uni gegen Vorurteil der Wissenschaftssenatorin

Berlin. Keine Feiertage für die StudentInnen: Sie protestieren weiter gegen den »brutalen Eingriff in die Autonomie« der Ostberliner Hochschulen, erklärte die Konferenz der Berliner Asten gestern. Die von der Wissenschaftsverwaltung des Senats geplante »Abwicklung« einzelner Fachbereiche oder Ausbildungsstätten kritisieren sie als »eine undifferenzierte und von außen aufgezwungene Zerstörung der Berliner Wissenschaftslandschaft«. Da vorwiegend geisteswissenschaftliche Bereiche auf der Abschußliste stehen, befürchten die StudentInnen eine Vernachlässigung der Geisteswissenschaften zugunsten der Natur- und Ingenieurwissenschaften.

Sie fordern die Aussetzung der Abwicklungsbeschlüsse und die Beteiligung aller betroffenen Hochschulen, vor allem deren Studierender, an den Veränderungen im Hochschulwesen. Doch gerade denen spricht die Wissenschaftssenatorin Barbara Riedmüller die Fähigkeit zur eigenständigen Erneuerung der Hochschulen ab, weil sie, »systemkonform erzogen«, sich jetzt »als Verlierer der Einheit betrachten«. Gegen solche Behauptungen (siehe taz vom 20. 12.) wehrt sich der Studentenrat der Humboldt-Universität in Berlin-Mitte entschieden. Bei dieser Vorverurteilung stellt sich den StudentInnen die Frage, ob sich dahinter »die Intention verbirgt, auch Studierende von der Uni zu entfernen«, heißt es in der Erklärung. Von Anfang an seien überall in der ehemaligen DDR Studenten bei den Erneuerungsprozessen dabeigewesen. Daß sie diese jetzt nicht selbstbestimmt zu Ende führen können, gibt ihnen eher das Gefühl, die Verlierer zu sein, als daß sie die »Kaderfunktionen« nicht mehr bekommen könnten.

»Wir sind uns der Tatsache bewußt«, schreiben sie in einem Flugblatt, daß »es auch unter den Studierenden unterschiedliche Haltungen zur Notwendigkeit der Demokratisierung und Erneuerung gibt.« Gerade deshalb scheint ihnen die Abwicklung eine Methode zu sein, diejenigen unter den Studenten schachmatt zu setzen, die gerade diesen vorantreiben wollen. Sie fordern eine »demokratisch legitimierte Erneuerung der gesamten Humboldt-Uni und kein autoritäres Hineinregieren durch Administrationen«. Wenn der Senat heute zu einer Sondersitzung zusammenkommt, um über die noch offenen Entscheidungen zur Abwicklung an der Humboldt-Uni zu beraten, versammeln sich die Studenten zu einer Kundgebung vor dem Rathaus Schöneberg. anbau

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