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Ochsens Abenteuer: Erste Lieferung

■ Das Telefon klingelt, und ein schönes Weib...: Wahre und umso kürzere Erzählungen, gefertigt von Gerhard Ochs, herimit erstmals veröffentlicht

Der bremische Kürzestschreiber, Wortmetz und Satzbausparer Gerhard Ochs ist, in der Mitte eines arbeitsreichen Lebens, nunmehr Eigentümer zahlreicher selbstverdienter Geschichten. Uns sind sie so teuer, daß wir die schönsten hier abdrucken, in nicht ganz regelmäßiger Folge.

Ein Treffen draußen auf dem Lande soll es sein. Ich nehme erst einen großen Schluck aus dem Kelch der Freude, dann lege ich meine Spielgeräte zurück in den Schrank. Ich klopfe den Staub aus mir heraus und breche auf. Es ist ein wunderbares Vergnügen, den Bürgersteig zu berühren. Ich durchbreche eine erste Lichtschranke. Noch kein Laut seitens der Kabeljaue, die sonst prächtig gedeihen in meiner Tasche. Ich verstehe. Was mich erwartet, ist keine stürzende Klasse, sondern die neue Masche, mich zu betören. Schließlich nähert sich die Sonne dem Südwesten, und ich bin innerlich gefaßt. Eine Möwe nimmt sich des Abfalls an, der das Pflaster säumt. Ein Soldat, vielleicht der Adlerträger der hiesigen zehnten Legion, kommt mir entgegen und grüßt mich stumm. Ich erwidere den Gruß und behalte mein Ziel im Auge. Trotz der Schnelligkeit, die ich in mich setze, habe ich an meiner Lunge noch keinen Schaden genommen. Die Luft ist peinlich sauber, und ich darf den Mund offen halten. Über ein anderes Geschenk bin ich ebenfalls erfreut. Es ist der helle Tag. Ich muß mich nicht auf der blauen Straße dahinziehen, es mangelt der Welt noch nicht an Licht. Wie weit mag es noch sein? Inwischen kann ich nicht mehr singen, weil ich bei hohen Tönen zu bluten beginne. Ich begnüge mich mit einem glücklichen Blick auf alles übrige. Ich weiß, eine Schweißperle steht in meinem Gesicht. Soll ich darum verdrießlich werden und krachend zu Boden fallen? Nein. Wo es doch jedem Schritt nicht an Seligkeit gebricht! Wo jeder Meilenstein von ihrem Leib erzählt, dem ich im Klartext sagen werde, daß ich meine Wildheit bezähme und mit ihm in Kontakt bleiben will. Gerhard Ochs

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