: Geschichten aus der Intifada
■ Ein Zensurfall
Die hebräische Ausgabe der Geschichten aus der Intifada des israelischen Schriftstellers Dror Green erschien im April 1989; ihr folgte im April 1990 eine von Salman Masalha übersetzte arabische Edition. Diese arabischsprachige Ausgabe trägt den Vermerk „Vertrieb, Kauf und Verkauf in den besetzten Gebieten verboten.“ Alle Versuche des Autors, eine Erlaubnis zum Vertrieb in den besetzten Gebieten zu bekommen, waren erfolglos. DieGeschichten aus der Intifada sind das dreizehnte Buch von Dror Green. Er ist 1954 in Jerusalem geboren und studierte dort an der Musikakademie und der Hebräischen Universität von Jerusalem. Green schreibt und illustriert Kinderbücher und ist der Begründer einer Wochenzeitung für hebräische Dichtung mit dem Titel 'Piyut‘; sein letztes Buch, Dreizehn musikalische Geschichten, ist im Moden-Verlag veröffentlicht worden.
Die Geschichten aus der Intifada bestehen aus 16 Kurzerzählungen aus der Perspektive der Bevölkerung in den besetzten Gebieten. Ihre Publikationsgeschichte war einigermaßen kompliziert; selbst Verlage, die frühere Titel von Green verlegt hatten, verweigerten aufgrund von Titel und Gegenstand ihre Kooperation. Verlage wie Keter, Ma'ariv und Schocken fanden Ausreden, und als Sifriat Ha Poalim mitteilte, Green habe zu warten, bis die Angelegenheit durch „alle Instanzen“ gegangen sei, publizierte der Autor schließlich sein Buch im eigenen Verlag Ikhut. Aber auch das war noch nicht das Ende der Geschichte. Die Buchhandlungen weigerten sich, sein Buch zu verkaufen; die überall präsente Ladenkette Steinmatsky stellte nahezu unerfüllbare Bedingungen, und auf der 1989er Buchwoche fand sich nicht ein Verlagsstand bereit, sein Buch auszulegen.
Dror Green sieht durch Zensur die Mißstände der Gesellschaft nur fortgesetzt. „Ich habe in dem Buch eine allgemeine Aussage getroffen, die nicht nur auf einen Ort und eine Zeit speziell zutrifft. Hätte ich das Buch ,Geschichten aus Afghanistan‘ genannt, dann hätte niemand etwas dagegen gehabt. Unsere Kultur ist die Kultur von Makkabäern. Wenn ich akzeptiere, daß mein Volk das moralische Recht zum Kämpfen hat, dann kann ich dieses Recht auch keinem anderen Volk absprechen.
Der Wunderzug, eine Geschichte aus dem Band Geschichten aus der Intifada, rief bei ihrem Erscheinen einen Sturm der Entrüstung hervor, da sie deutlich verwoben ist mit der Geschichte der europäischen Judenvernichtung. Green jedoch besteht darauf, daß die Geschichte auf einem Ereignis basiert, dessen Zeuge er selber gewesen war.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen