: Großer IRA-Prozeß wegen Waffenschmuggels in Paris
Dublin (taz) — Gestern begann in Paris der Prozeß gegen fünf Iren, die des Waffenschmuggels für die Irisch-Republikanische Armee (IRA) beschuldigt werden. Die Angeklagten waren im Oktober 1987 an Bord der „Eksund“ zehn Kilometer vor der bretonischen Küste von der französischen Zollfahndung verhaftet worden. Die Schiffsladung bestand aus Waffen und Semtex- Sprengstoff aus Libyen — die größte illegale Lieferung der Geschichte. Die daraufhin angestellten Nachforschungen der französischen, irischen und britischen Polizei ergaben, daß die „Eksund“ bereits das fünfte Schiff mit Waffen für die IRA war: Vier weitere Schiffe mit insgesamt 130 Tonnen Waffen an Bord waren 1985 und 1986 unbehelligt nach Irland durchgekommen und in Arklow südlich von Dublin entladen worden. Die Polizei hat seitdem lediglich ein Zehntel der libyschen Lieferung gefunden. Der neue irische Polizeichef Patrick Culligan sagte an seinem ersten Amtstag in der vergangenen Woche, daß die Suche nach den restlichen Waffen „größte Priorität“ habe. Er baue dabei auf die Mitarbeit der Bevölkerung. Vermutlich wird die Polizei hohe Summen zur Belohnung aussetzen. Die Behörden erhoffen sich von dem Pariser Prozeß, der von drei Richterinnen ohne Geschworene geführt wird, weitere Informationen über Libyens Rolle als Waffenlieferant für die IRA. Die Verteidigung hat den Journalisten Tim Pat Coogan sowie die Bürgerrechtlerin und ehemals jüngste Westminster-Abgeordnete, Bernadette Devlin-McAliskey, als Entlastungszeugen benannt. Beide sollen dem Gericht „den irischen Befreiungskampf erläutern“. Die IRA hat am Wochenende zum ersten Mal seit den siebziger Jahren wieder Brandbombenanschläge auf Geschäfte und Einkaufszentren verübt. Die 14 Bomben explodierten in der nordirischen Hauptstadt Belfast und ihren Vororten fast gleichzeitig in der Nacht zum Samstag. Durch den Orkan mit Windstärke 13 wurde das Feuer noch geschürt. Der Sachschaden beträgt nach ersten Schätzungen 20 Millionen Pfund (knapp 60 Millionen Mark). Ralf Sotscheck
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