Mord im Bürgerpark

■ 22jährige Nepalesin mit Messerstichen getötet / Kripo fahndet nach dem Ehemann / Sie lebte im Frauenhaus

Nivmala A. kam Ende 1989 in die Bundesrepublik, genau wie Mohamad, ihr späterer Ehemann. In diesem Land, in dem sie Asyl beantragten, heirateten sie auch — sie Nepalesin, 22 Jahre jung, er Afghane, 24. Das Paar wurde am Dobben 52 einquartiert — zusammen mit zig anderen Asylbewerbern.

Gegenüber seiner Frau wurde Mohamad mehrmals gewalttätig. Anfang Dezember rief Nivmala in einer solchen Situation die Polizei um Hilfe. Sie erstattete Anzeige und floh vor ihrem Mann ins Frauenhaus. Dort lebte sie seit dem 3. Dezember.

Gestern Morgen wurde die 22jährige Nepalesin ermordet im Bürgerpark gefunden: Von 15 bis 20 Messerstichen brutal getötet. Die Polizei fahndet nach dem Ehemann. Er ist spurlos verschwunden.

Für die Kripo ist Mohamad A. der Tatverdächtige. Nicht nur, weil er seine Frau wiederholt mißhandelt und bedroht hat. Sondern auch, weil die Spurensuche sie zu einem blutverschmierten Regenschirm führte, der in dem ehemals gemeinsamen Zimmer in der Asylantenunterkunft zurückgeblieben war.

Die Analysen der Blutspuren an dem Schirm sind allerdings bisher ebenso wenig abgeschlossen wie die an einem ebenfalls blutverschmierten Dolch (Aufschrift: „KI — Mora Sweden“), den die Polizei in der Nähe des Tatorts fand.

Die 15 bis 20 Messerstiche, von denen Staatsanwalt Frank Repmann nach der Obduktion gestern der Presse berichtete, waren alle in die linke Körperseite gerichtet: von vorne und von hinten, drei in die linke Brust, davon einer (der tödliche) ins Herz, mehrere Rippen wurden durchstochen, außerdem wurden Stiche in den linken Arm und zwei in den Nacken festgestellt.

„Die Bekleidung war so, daß auch ein Sexualdelikt vorliegen kann“, erklärte Repmann. Es könne jedoch genauso gut sein, daß eine Sexualtat vorgetäuscht wurde, um von dem Täter abzulenken. Der Staatsanwalt erzählte auch, daß außer den Messerstichen keine Spuren einer Mißhandlung oder von Abwehrversuchen an der Leiche gefunden wurden. Die junge Frau hatte ihrem Mörder also zum Beispiel nicht ins Messer gegriffen. Für den Staatsanwalt sind auch dies Indizien dafür, daß Nivmala A. ihren Mörder eventuell kannte und daß sie ihm außerdem weit unterlegen war.

Die Frauen vom Frauenhaus, in dem Nivmala Schutz vor ihrem Mann gesucht hatte, sind erschüttert über den Mord. Alle Hinweise über das Leben der Ermordeten hatte die Kripo von ihnen erfahren: Die Beamten hatten bei der Toten die Adresse des Frauenhauses gefunden.

Angeblich hatte die Nepalesin versucht, mit ihrem Mann ins Gespräch zu kommen. Doch dies sind, wie die Frauen des Frauenhauses betonen, bisher nur Vermutungen. Von einem dieser Gesprächsversuche Anfang Januar sei sie jedoch erneut mit Verletzungen an Gesicht und Kopf zurückgekehrt und habe erzählt, daß sie von ihrem Mann geschlagen wurde, berichtete die Polizei. ra