DGB: Bewerberin abgesprungen

■ Debatte um Frau für Kulturstelle mit erneuter Vertagung der Entscheidung beendet

„Jetzt werden es alle Frauen leichter haben“, hatte die Vorsitzende der DGB-Frauen, Monique Troedel, im Dezember prophezeit. Denn nach heftigen gewerkschaftsinternen Auseinandersetzungen war es gelungen, einer qualifizierten Frau, der Ökonomin Dr. Angelina Sörgel, in der Männerbastion Arbeiterkammer zu einer Anstellung zu verhelfen. Nun, Anfang Januar, muß Monique Troedel ihre Prophezeiung widerrufen: „Ich habe mich geirrt“, sagte sie gestern. Der Grund für ihre „mächtige Enttäuschung“: Der Vorstand der gewerkschaftsnahen Bildungsvereinigung „Arbeit und Leben“ hatte sich am 7. Januar nicht auf die All-round-Kulturarbeiterin Gabriele Grete Kellerhoff einigen können.

Die vier Behörden- und vier DGB-VertreterInnen in dem Gremium hatten stattdessen beschlossen, sich den männlichen und die weibliche Spitzenbewerberin für die Stelle der „Kulturreferent/in“ am 23. Januar noch einmal anzusehen. Dieser Entschluß war gefaßt worden, obwohl die Bewerberin Kellerhof angekündigt hatte, sie stünde bei einer weiteren Verzögerung des Verfahrens nicht mehr zur Verfügung. Gestern erklärte Gabriele Grete Kellerhoff ihren Rückzug: „Ich habe die Faxen dicke. Seit Februar 1990 warte ich auf eine Entscheidung. Die Herren vom DGB wußten genau, daß ich meine Zusage für eine andere Stelle nicht noch weiter hinauszögern konnte. Wenn sie mich gewollt hätten, hätten sie sich auch vehementer für mich eingesetzt.“ Gabi Kellerhoff, die sich insbesondere über den Bremer Gewerkschaftsvorsitzenden Siegfried Schmidt und den ÖTV-Kollegen Holger Aepker ärgert: „Ich habe es nicht nötig, meine Qualifikation anzweifeln zu lassen.“

IG-Metall-Gewerkschaftssekretärin Inge Lies, als einzige Frau im Vorstand von „Arbeit und Leben“: „Alle vier DGB-Vertreter haben erklärt, sie würden für Gabi Kellerhoff stimmen. Nur weil die Senatsvertreter den Mann für qualifizierter hielten, haben wir uns auf den Vorschlag eingelassen, beide Bewerber noch einmal einzuladen.“ Die Senatsvertreter im Vorstand sitzen am längeren Hebel, da die Stelle für „gewerkschaftliche Kulturarbeit“ im öffentlichen Dienst angesiedelt ist- obwohl es dabei vor allem um die Organisation des 1. Mai und anderer gewerkschaftlicher Großveranstaltungen geht.

Gabi Kellerhoff hatte sich beim Vorstellungsgespräch zurückhaltend präsentiert, da sie davon ausgegangen war, daß sie und ihre langjährige Kulturarbeit bei den Bremer DGB-Vertretern hinreichend bekannt war. Inge Lies (IG-Metall): „Von meinen Gewerkschaftskollegen, die Gabis Arbeit kennen, hätte ich mehr Unterstützung gewünscht. Und die Senatsvertreter haben sich blenden lassen von der Vorstellung des Mannes.“

Prof. Schlutz (Volkshochschule), für den Senat im Vorstand: „Der auswärtige Bewerber hat mich sponatan überzeugt durch seine kreative Kraft und konzeptionelle Fähigkeit. Aber wenn sich bei einer zweiten Vorstellung herausstellt, daß es sich um unterschiedliche aber gleichwertige Qualifikation handelt, habe ich keinen Zweifel, daß die Frau eingestellt wird.“ Doch diese Frau steht dann nicht mehr zur Verfügung. B.D.