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Geht trotzdem hin!

■ Wer hat sich diese Aufrufe zur Anti-Kriegs-Demonstration nur ausgedacht?

Martialisch, martialisch. „Kampf dem Krieg am Golf“, schreit es dem Leser seit Tagen aus den Anzeigen in der taz entgegen. „Kein Blut für Öl“, wird da gefordert und zur Demonstration gegen den Krieg am Golf aufgerufen. Die Kriegssprache, die seit Wochen aus dem amerikanischen Sender AFN dröhnt und zur psychologischen Vorbereitung der GIs dient, diese Sprache hat auch die deutsche Anti-Kriegs-Bewegung erreicht. Muß denn linke Politik wirklich immer nur die einfache Negation des Bestehenden, die andere Seite der Medaille des kalkulierenden Kriegsdenkens sein? „Kampf“ und „Blut“ assozieren „Wut“ und „Haß“ und sind doch Begriffe für diejenigen (un)menschlichen Gefühle, die es gerade zu überwinden gilt. Es ist schon erstaunlich, daß immer dann, wenn es darauf ankommt, alle Diskussionen der Linken über das Verhältnis von Sprache und Inhalt, die ja nicht gerade neu sind, vergessen werden. Und das dient der Sache, nämlich viele Leute auf die Beine zu bekommen, gerade nicht.

Auch das Kleingedruckte ist verräterisch. Da wird zwar immerhin der Staat Saddam Husseins als „Terrorregime“ charakterisiert, unter dem die Irakis zu leiden haben, sowie der Kurden und Palästinenser gedacht, ein Hinweis auf die bedrohten Menschen in Kuwait und Israel aber fehlt, selbst die Forderung nach Abzug der irakischen Truppen aus dem überfallenen Land sucht man vergebens. Geht es also lediglich um die Funktionalisierung der Demonstrierenden für eine bestimmte Interpretation der Lage im Nahen Osten? Im Berliner Wedding gar wird mit dem Aufruf „Gegen Sozialabbau und Kriegsvorbereitung“ die Demonstration für andere unmittelbare Forderungen funktionalisiert. Angesichts dieser Geschmacklosigkeiten bleibt einem doch die Spucke weg. Das alles sollte uns angesichts der Kriegsgefahr aber nicht entmutigen, trotzdem gegen den Krieg und für den Frieden zu demonstrieren. Erich Rathfelder

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