: Wilhelm heißt der CDU-Chef
■ Die CDU in Rheinland-Pfalz hat ihren Landesvorsitzenden wiedergewählt
Trier (taz) — Der rheinland-pfälzische CDU-Landesvorsitzende Hans- Otto Wilhelm hat eine wichtige Hürde auf dem Weg in den Sessel des Mainzer Ministerpräsidenten genommen. Bei einem CDU-Wahlerfolg soll Wilhelm — aufgrund einer Vereinbarung aus dem vergangenen Jahr — Ende 1992 das Amt des Ministerpräsidenten vom derzeitigen Regierungschef Carl-Ludwig Wagner übernehmen.
Überraschend deutlich wurde der 50jährige Wilhelm am Samstag in Trier beim 40. Landesparteitag der CDU in Helmut Kohls Stammland in seinem Amt bestätigt. 351 der 422 Delegierten, die ihre Stimme abgegeben haben, votierten für Wilhelm, nur 50 gegen ihn, und 21 enthielten sich. Die Wahl als Landesvorsitzender galt in den Reihen der Christdemokraten als Test für die Konsensfähigkeit Wilhelms, der vor fast genau zwei Jahren bei einem Putsch gegen den damaligen Ministerpräsidenten Bernhard Vogel die Partei in eine massive Krise geworfen hatte. Wilhelm hatte Vogel in einer Kampfabstimmung um den Landesvorsitz besiegt und damit auch als Ministerpräsident abgeschossen. Seitdem galt der dynamische Aufsteigertyp, der auch Fraktionschef im Mainzer Landtag ist, in einigen Parteikreisen als „Königsmörder“ und skrupelloser Karrierist.
Wilhelm nutzte die Funktion des Landesvorsitzenden, um mit einer „Strukturreform“ seiner Partei ein modernes Image zu verpassen: Auf seine Intitiative beschloß ein Parteitag vor einem Jahr die Forderung nach Trennung von Regierungsamt und Landtagsmandat, eine maximale Amtsdauer für den Landesvorsitzenden und den Ministerpräsidenten auf zehn Jahre sowie einen Vorstoß gegen Ämterhäufung in der Partei, der vorsieht, daß jedes Mitglied nur drei Ämter in der Partei bekleiden darf. Von einer Realisierung dieser Forderung ist die CDU aber weit entfernt, ebenso wie von dem Ziel, mehr Frauen in verantwortliche Positionen zu setzen.
Nach dem guten Abschneiden Wilhelms in Trier (er selbst hatte die Latte für seine Wiederwahl deutlich niedrig angesetzt, als er meinte, mit 75 Prozent der Stimmen zufrieden zu sein) — einen Wahlsieg der CDU bei den Landtagswahlen am 21. April vorausgesetzt — für den 50jährigen der Weg in das Ministerpräsidentenamt geebnet. Mit dem derzeitigen Amtsinhaber Wagner hat er vereinbart, ihn „Ende 1992 auf diesem Posten zu beerben“. Thomas Krumenacker
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